Beaugrand Kulturkonzepte im Spiegel der Presse (Auswahl)



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https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/oschersleben/1429188_Eine-Ziegelei-Geschichte-auf-552-Seiten.html


https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/stassfurt/1489557_Ziegelei-zeigt-die-Helden-der-Arbeit.html


https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/stassfurt/1431307_Mehr-als-500-Seiten-ueber-die-Alte-Ziegelei.html


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Andreas Beaugrand (Hg.)
Marek Bieganik. Substantia. Wesensgründe der Malerei, Bielefeld 2012. 25,- Euro

96 Seiten, vierfarbig, mit Beiträgen von Andreas Beaugrand, Stefanie Gomoll, Rosmarie Ehrlinger, Manfred Strecker, Michael Plöger, Hans-Jörg Kaiser, Wilfried von Lossow, Britta Baruth, Nikolaus Nadrag, Alfred Menzel, Klaus Ewering, Elke Seul, Rosario de Simone, Rainer Schürmann, Heinrich Röper, Willem Schulz, Piotr Miloslawski und Markus Schwartze; Fotografie: Matthias Schrumpf.

Beaugrand Kulturkonzepte Bielefeld bei Hans Gieselmann
Verlag für Druckgrafik, Band VII
ISBN 978-3-923830-85-5
(Artikel aus: Bielefelder, Nr. 1/2013)]

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Warmlaufen fürs Stadtjubiläum
Heimatgefühle

Unglaublich – 2014 blickt Bielefeld auf 800 Jahre Stadtgeschichte zurück. Die Vorbereitungen für das Stadtjubiläum sind bereits im vollen Gang. Zum Auftakt des neuen Jahres stellen wir im BIELEFELDER drei ausgewählte Projekte vor, die ganz nah dran sind an Bielefeld und seinen Menschen. Sie feiern im nächsten Jahr – pünktlich zum Jubiläum – Premiere.
Weitere Appetithappen folgen. Versprochen. Ab Februar präsentiert der BIELEFELDER in jeder Ausgabe ein Jubiläumsprojekt. So vergeht das Jahr bis zum Jubiläum wie im Flug.

Bild "Pressespiegel:foto_ab.jpg"Prof. Dr. Andreas Beaugrand

Ein Buch für Bielefeld
Als er im Wintersemester 1981 über die ZVS nach Bielefeld kam, wollte er nur mal eben hier studieren. „Und ehe man sich versieht, scheint es, als würde ich hier bleiben“, lacht Andreas Beaugrand. „Damals hätte ich das nicht gedacht, aber heute finde ich Bielefeld toll.“ Ja, die Stadt ist ihm – allmählich und unerwartet – so ans Herz gewachsen, dass sie ihn bereits zum 2. Mal zu einem echten Mammutprojekt inspiriert. Nach dem ersten Stadtbuch 1996 erscheint zur 800-Jahr-Feier jetzt das zweite. „Es wird keine Neuauflage, sondern wirklich ein ganz neues Buch“, unterstreicht der FH-Prof., Autor und Ausstellungskurator. „Die Geschichte ist weitergegangen, die Stadt hat sich verändert und der methodische Zugriff auch.“ Obwohl das Stadtbuch bislang das einzige große historische Projekt zum Jubiläum ist, erhält es keine finanzielle Unterstützung von der Stadt. Das ist Andreas Beaugrand wichtig, denn es soll zwar ein Buch zum Jubiläum, aber kein Jubelbuch werden. Nur wenn Raum für Licht und Schatten ist, kann das komplexe Bild einer lebendigen Stadt entstehen.

Perspektivenvielfalt
Als Herausgeber ist der 52-Jährige allein für den Inhalt und – gemeinsam mit Grafiker Hubertus Adam – die Form des Buches verantwortlich. Zu dem vielfältigen Blick auf die Stadt tragen aber über 130 Autoren bei. „Diese Zusammenarbeit macht großen Spaß“, betont Andreas Beaugrand, „denn das sind Menschen, die Interesse haben, etwas für ihre Stadt zu tun.“ Und die Bielefeld aus verschiedensten Perspektiven beleuchten. So schreibt etwa Volker Backes über Popkultur, Andreas Beune über Sport, Hiltrud Böcker-Lönnendonker über Frauen, Andreas Hansen über die Rudolf-Oetker-Halle, Christiane Heuwinkel über Skulpturen im öffentlichen Raum, Hans-Jörg Kühne über die Pest in Bielefeld, Emir Ali Sağ über die Einsamkeit der Migranten, Norbert Schaldach über Gastronomie, Susanne Tatje über demographischen Wandel, Heidi Wiese über Friedhöfe und Udo Witthaus über den Kulturentwicklungsplan der Stadt. Andreas Beaugrand selbst interessiert sich besonders für die Stadt im Wandel. „Ich schreibe über das Vergehen der Industriearchitektur, das ist meine Leidenschaft“, so der Autor.

Menschen im Mittelpunkt
Wichtig ist dem Herausgeber auch, dass immer wieder die Menschen der Stadt im Mittelpunkt stehen. Auf den Fotos von Sven Nieder und Matthias Schrumpf ebenso wie in den Beiträgen zu Bereichen wie Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft oder Soziales. „Wir haben Bielefelder wie den ehemaligen Oberbürgermeister Klaus Schwickert gebeten, nicht einfach über die Stadt zu schreiben, sondern über ihr Bielefeld“, so Andreas Beaugrand. Bei den vielfältigen Beiträgen ist es kein Wunder, dass es das Stadtbuch vermutlich auf 1.000 Seiten bringen wird. „Es wird ein Lesebuch für die, die sich für bestimmte Themen interessieren“, resümiert der Wahl-Bielefelder, „und mit seinem durchweg farbigen Layout ein Bilderbuch für die, die sich einen Überblick verschaffen wollen.“
Bielefelder 1/2013


Stefan Brams: Die Zöhler sehen uns an. Michael Plögers Gesichter aus Zöhle schmücken ein wunderschönes Kunstbuch, das ihre Geschichte erzählt, in: Neue Westfälische, 24.12.2011


Bielefeld. Zwischen Brackwede, Holtkamp, Quelle und Ummeln soll er liegen – der Bielefelder Stadtbezirk Zöhle. Doch ob es diesen Bezirk wirklich gegeben hat oder ob alles nur erfunden ist, das ist auch nach der Lektüre des jetzt von Andreas Beaugrand herausgegebenen Buches „Bielefeld-Zöhle – Menschenbilder“ nicht klar. Aber eines steht auf jeden Fall fest: Dieses Buch und vor allem die 2.000 wunderbaren Bilder, die der Maler Michael Plöger von den Zöhler Einwohnern geschaffen hat, sind ein ganz großes Vergnügen.
„Der Zöhler ist zäh“, heißt es auf Seite 11 des kleinen, feinen Buches. Ein Zitat, das dem Volksmund zugeschrieben wird. Und dann wird vor dem Leser die Geschichte dieses angeblich bereits im Jahr 1150 erstmals urkundlich erwähnten, kleinsten Bielefelder Stadtbezirks ausgebreitet, dass es eine Freude ist. Die Ortsgeschichte scheint wissenschaftlich abgesichert, Fußnoten verweisen auf wichtige Werke und Quellen zur Stadtgeschichte Bielefelds und Zöhles. Der Ton der Betrachtung ist getragen ernst, wie es sich für ein historisches Werk geziemt. Doch der als „Stadtbild prägend“ vorgestellte Frisiersalon „Haare von Paco“ – direkt am Markt in Zöhle gelegen – als auch die Zöhler Mode „Zöhletex“ nähren wie andere kleine Einsprengsel immer wieder leichte Zweifel, ob hier nicht eher – angeführt von Andreas Beaugrand – eine gewiefte Fälscher- pardon: Schreiberbande am Werk ist, die einen Ort herbeischreibt, den es ebenso wenig gibt wie seine Bevölkerung. Aber dass alles so sein könnte oder aber doch ganz anders, erzeugt bei der Lektüre einen so großen Sog, dass man nur schwer vom Werk lassen kann.
Und dann sind da ja noch Michael Plögers wunderbare Bilder, die den Band nicht nur illustrieren, sondern zum Gesamtkunstwerk erheben. 2.000 Zöhler hat der 1956 in Bielefeld geborene Maler und „bekennende Zöhler auf Zeit“ seit dem Jahr 2009 gezeichnet. Schnell hingeworfene, spontane Portraits von Menschen in Bahnen und Bussen. Schrill, schräg, skurril sind die Zöhler, Menschen, die man einfach lieben muss, obwohl sie wahrlich nicht schön zu nennen sind. Doch lassen kann der Betrachter von ihnen nicht, weil sie uns doch irgendwie vertraut vorkommen – seien sie nun jung, alt, männlich, weiblich, glücklich oder unglücklich – diese zähen Zöhler. Und so fragen wir uns so von Angesicht zu Angesicht: Steckt nicht in jedem von uns ein Zöhler? Die Antwort mag sich jeder selber geben.
Auf jeden Fall aber sind es wunderbare „erfundene Geschichten“, die, wie Nina Koch in ihrer knappen, aber treffenden Einleitung schreibt, „einen direkten Weg in die Welt der Fantasie öffnen“. Machen wir uns also auf nach Bielefeld-Zöhle und erkunden den Zöhler in uns – dieser Band macht's möglich.


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Fiona Schmidt: Gesägte Spuren. Fred Schierenbeck zeigt neue Werke bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 25.11.2011


Bielefeld. Anhand der ausgestellten Arbeiten, fast alle aus dem Jahr 2011, können die Besucher sehr gut die aktuelle Schaffensphase nachvollziehen, in der sich Fred Schierenbeck seit etwa drei Jahren befindet.
Seine neuen Bildobjekte sind „unbunt“, so lautet der Ausstellungstitel. Nach den roten Werken hat sich der Oerlinghausener Künstler nun den eher schwarz-grau-weißen Tönen zugewandt.
Wie entwickeln sich diese Arbeitsprozesse? „Ich folge dem Impuls“, erklärt Fred Schierenbeck, „meine Bilder führen mich in gewisser Weise dahin.“ Neben der konkreten Planung spielen also intuitive Entscheidungen eine wichtige Rolle. Andreas Beaugrand bezeichnet Schierenbecks neue Kunst als gemalte Poesie. Man müsse versuchen, sie „zwischen den Zeilen“ zu lesen, wahrzunehmen und zu begreifen.
In den zumeist mehrteiligen Arbeiten, Bildobjekte aus Holz, zeichnet der Künstler Spuren mit der Kettensäge. Es entstehen Lineaturen und Formen, die anschließend mit Farben malerisch fortgeführt werden. Die aus der Nähe betrachtet wild zerklüfteten, intensiv bearbeiteten Oberflächen erhalten mit genug Abstand zum Bild gesehen zeichnerische, dynamisch-bewegte und in sich stimmige Zusammenhänge. Auch die Begrenzungen sowie Zwischenräume der mehrteiligen Bilder machen Sinn und bekommen ästhetische Bedeutung.
Die abstrakten, freien Formen und Strukturen sollen möglichst keine figürliche Erkennbarkeit aufweisen. Umso gelöster und eigenständiger kann der Blick des Betrachters über die Fläche wandern. Über Arbeiten, die zugleich irritieren und beruhigen, aufregen und entspannen, beengen und befreien, traurig machen und beglücken, so beschreibt sie Andreas Beaugrand.
Große Ähnlichkeit mit den Arbeiten auf Holz haben die auf Pappe gemalten Tusche-Acrylbilder. In ebenso gedeckter, „unbunter“ Farbigkeit legen sich lineare Strukturen auf den Bildgrund, wechselnd zwischen fast meditativer Ruhe und dynamischer Spannung. Eine überzeugende, ansprechende und in den verschiedenen Räumlichkeiten durchdacht gehängte Schau, bei der es immer wieder neue Details und Wechselwirkungen zu entdecken gibt – vermeintlich unaufdringlich, aber tiefgreifend.


Maria Frickenstein: Gesteuerter Zufall. Karl Martin Holzhäuser zeigt bei Beaugrand Kulturkonzepte Montagen und Lichtmalereien, in: Neue Westfälische, 3.12.2010


Bielefeld. „Alles entsteht ohne Fotoapparat“, sagt er, der Fotograf. Für seine Bilder benötigt Karl Martin Holzhäuser nur Fotopapier, Licht und Dunkelheit, ein lichtsteuerndes Rakel und neuerdings auch einen Computer. Bei Beaugrand Kulturkonzepte zeigt der Bielefelder Fotograf und Mitbegründer der Generativen Fotografie mit Bildmontagen und Lichtmalereien zwei verschiedene Ansätze seiner Arbeiten.
Holzhäusers Arbeitsplatz ist die Dunkelkammer. Mit einem eigens gefertigten und mit kleinen Lampen bestücktem schwerem Rakel steuert er mit ganzem Körpereinsatz vier bis fünf Stunden pro Bild den Lichteinfall auf das Fotopapier. „Es ist wie ein Handballett“, erzählt der 66-Jährige über diesen intensiven Prozess zwischen Scheitern und Gelingen.
Möchte er farbiges Licht, kommen seine selbst gefertigten Farbfilter auf Colorpapier zum Einsatz. 1977 entstand eine erste Lichtmalerei. „Da war nur eine schmale Lichtspur drauf“, erinnert sich der bis 2007 an der Fachhochschule lehrende Professor für Fotografie. Vor 20 Jahren arbeitete er mit dem Lichtpinsel, wie er das Rakel nannte, auf einer Fotopapierrolle. Aus ihr entstanden die Schutzumschläge eines Kunstbuches, jeder für sich ein Unikat. Holzhäusers Lichtmalereien strömen warme Farben aus, lassen Licht durchscheinen oder öffnen sich wenige Momente für das direkte Licht. Man könnte die durch wellige Strukturen bewegt anmutenden Bilder für zarte, transparente textile Stoffe halten, die sich bei leichtem Wind schwerelos leicht bewegen wie Seide. Aus der Natur des Lichts geboren und mit der Natur gleichermaßen aufs Engste verbunden wirkt die Lichtmalerei Holzhäusers, weil sie vom Wesen des Lichts erzählt. Der Künstler fängt seine Charakterzüge ein, das, was die Fotografie buchstabengetreu aus dem Griechischen einmal verhieß, „photos“, das Licht, „graphein“, das Zeichnen oder Malen. Das Licht ist Bild geworden, seine Wärme, seine Wellen, die davon erzählen, dass Licht niemals still steht. Nicht zuletzt ist jede Lichtmalerei eine Herberge der Zeit, die sich nun offenbart. Schnelle Bewegungen des Rakels bewirkten das helle Licht, langsame dunkles. So entstehen Rhythmen, Farbklänge.
„Digigraphien“ nennt Holzhäuser seine neuen Montagen. Zugrunde liegt ihnen eine Lichtmalerei in Schwarzweiß, die er als digitales Material mit dem Computer bearbeitete, zerschnitt, neu gestaltete. Es entstanden Varianten, Rechtecke, die Licht zeigen, ohne Rücksicht auf den natürlichen Lichteinfall oder Lichtveränderungen vom Hellen ins Dunkle. Die Module komponiert er zu architektonisch geordneten Mustern, einem abstrakten Bild, einer Architektur des Lcihts. Die Digigraphie eröffnet den Dialog und Fragen nach dem Ursprung, dem Charakter und der menschlichen Manipulation des Lichts. Verborgen scheint auch die unstillbare Lust auf Licht in jedem Winkel.
Künftig wird sich Holzhäuser wieder dem gesteuerten Zufall seiner Lichtmalereien zuwenden, die mehr als die Digigraphien für Spannung bis zum Schluss sorgen. Denn erst, wenn das Bild entwickelt ist, zeigt sich, ob es gelungen ist, während bei den Digigraphien der gestalterische Prozess und Wandel immer präsent ist. Holzhäusers Dunkelkammer ist jetzt erneut Ort für die wunderschönen Lichtmalereien, allerdings in kleinen Formaten. Scheitern, Zufall oder Gelingen, für Holzhäuser faszinierende Momente.


Uta Jostwerner: Ballett auf Papier. Holzhäuser-Ausstellung bei Beaugrand, in: Westfalen-Blatt, 23.11.2010


Bielefeld. Malerische Farbgitter ziehen die Blicke auf sich. Wie ein Stoffgeflecht aus Kette und Schuss verweben sich bunte oder monochrome Farbstreifen zu einem flirrenden Gesamtbild. Schöpfer dieser anziehenden Lichtmalereien ist Karl Martin Holzhäuser. Was dem Weber sein Schiffchen, ist dem Fotografen sein Rakel. In Bielefeld noch nie gezeigte Arbeiten des emeritierten Fotografieprofessors und Vertreters der Generativen Fotografie sind derzeit bei Beaugrand Kulturkonzepte zu sehen. Es sind großformatige Unikate, die analog hergestellt wurden. Die farbintensiv leuchtenden Kompositionen entstanden unter analytischen Maßgaben in der Dunkelkammer und sind aller Berechnung zum Trotz doch das Ergebnis eines freien, schöpferischen Prozesses. Es sind mit Licht gemalte Bilder, für deren Herstellung Holzhäuser selbst gebaute Apparaturen verwendet. Sie ermöglichen es ihm, Fotopapier gezielt zu belichten. Mit Hilfe eines Rakels hinterlässt er Lichtspuren auf dem Papier. Mal schneller, mal langsamer zieht er den Rakel übers Papier und schafft so rhythmisch angeordnete Strukturen, die sich durch unterschiedliche Farbintensität auszeichnen.
„Das ist eine sehr körperintensive Arbeit und ein bisschen wie Ballet auf Papier“, sagt Holzhäuser. Das Ergebnis wird vom gelenkten Zufall bestimmt und trifft bei seinem Schöpfer nicht immer auf Gegenliebe: „Ich schmeiße sehr viel weg.“ Was bleibt, sind Unikate mit einer eigenen Grammatik und Schönheit.
Sie werden bei Beaugrand erstmals gezeigten Digigraphien gegenübergestellt. Das sind am Computer generierte, fotobasierte Montagen. Dazu stellt Holzhäuser auf alte, analoge Weise eine einzige Lichtspur, ein Lumigramm, her. Es wird digitalisiert in den Rechner eingebracht und dient als Modul, das beliebig variiert und kombiniert werden kann. Mit dem Spaß an einer immer neuen Versuchskette entstehen räumliche, an Architektur erinnernde Werke, die in kleiner limitierter Auflage herausgegeben werden. „Das Ganze entstand aus dem Versuch, dem Labor zu entrinnen. Denn es gibt kein Fotopapier mehr in Meterware", erklärt der Schöpfer dieser monumentalen Kunstwerke.


Fiona Schmidt: Genau hinsehen. Edgar Hofschen bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 30.9.2010


Bielefeld. Hat sich hier etwas verändert? Andreas Beaugrand bestätigt diese Vermutung. Die Ausstellungsräume erhalten Saloncharakter. Das „Kaminzimmer“ ist mit entsprechender Wärmequelle sowie historisch angehauchtem Sofa und großem Teppich ausgestattet. Demnächst folgt ein „Musikzimmer“. Geschichtliche Anklänge vermischen sich mit moderner Kunst – bis Mitte November mit neuen Arbeiten von Edgar Hofschen.
Als „Modifikationen“ bezeichnet der Künstler, er lebt und arbeitet in Hückeswagen und Radevormwald (Bergisches Land), seine Werke. Er bringt sie durch Umgestaltungen in einen anderen Zustand, der variable Interpretationen ermöglicht und erfahrbar macht. Auf den ersten Blick könnte man die Bilder der Farbmalerei zuordnen, die bei Hofschen immer auch in die Tiefe geht und Räume öffnet. Hier gehe es aber nicht in erster Linie um Farbe, erklärt Andreas Beaugrand, sondern um die erwähnten Veränderungen von einem Zustand in einen anderen. Mit diesen gedanklichen und künstlerischen Modifikationen beschäftigt sich Edgar Hofschen schon seit Jahrzehnten.
Zum Beispiel gestaltet er mit verwobenen und bemalten Leinwand- oder Segeltuchstreifen räumliche Flächen, die an andere Strukturen wie gemauerte Steinwände erinnern können. Oder er verwendet Stücke von Zeltplanen, die schon Gebrauchsspuren haben. Dabei übernimmt er Vorgegebenes wie Nähte oder geflickte Löcher und überführt sie collagiert und verwoben in seine Malerei. Neues, Anderes entsteht und Früheres schwingt mit. Manches hebt sich ab oder begrenzt, Anderes öffnet und verbindet. Der Betrachter soll nicht vorschnell urteilen, sondern genau hinschauen, sich Zeit nehmen und darauf einlassen – das ist Hofschen wie auch Beaugrand ein wichtiges Anliegen.
Besonders eindrucksvoll erfährt dies der Besucher bei den blauen „Modifikationen“. Tiefe, nächtliche Blautöne, darin eine Kreisform im undefinierten weiten Raum. Das menschliche Individuum im Zwiegespräch mit dem Mond, der Stimmungen leuchtend und umwölkt widerspiegelt. Mit der Zeit gewöhnt sich unser Auge an den nächtlichen Anblick. Dann der verblüffende Effekt: Das Bild scheint schwebend und plastisch in den Raum zu wachsen, zugleich zieht es den Betrachter in das Bild hinein, er verliert sich in der stillen Weite des Universums.
Schaut euch die Dinge um euch herum genau an, ermuntert der Künstler, erkennt die Strukturen. Dsa macht flexibel und schützt vor Starrheit, auch im Miteinander. So in etwa hat es Edgar Hofschen schon Anfang der 1970er Jahre in einem kurzen TV-Künstlerportrait formuliert. Und natürlich wirken auch die Farben in seinen Bildern mit ihren fein abgestimmten, nuancierten Klängen. Vom sonnigen, leichten Gelb über das energiegeladene, starke Rot und das träumerische, atmosphärische Blau bis zum undurchdringlichen Schwarz, in dem alles im Dunkel verborgen scheint.


Uta Jostwerner, Bilder einer Ausstellung. Katalog zur zeitgenössischen Kunst im Hause Beaugrand, in: Westfalen-Blatt, 4.8.2010


Bielefeld. Wer einer Einladung zur Ausstellungseröffnung bei Beaugrand Kulturkonzepte folgt, durchläuft unweigerlich ein Ritual. Es beginnt mit der persönlichen Begrüßung durch die Gastgeber Georgia und Andreas Beaugrand. Alsbald trägt sich der Besucher geflissentlich in ein ausliegendes Gästebuch ein und durchwandert in Erwartung der Rede des Hausherrn die Ausstellungsräume.
Sind diese Protokollpunkte erledigt, geht man zum geselligen Teil über: Italienische Gaumenfreuden und Weine lockern die Atmosphäre für Gespräche über Kunst und bilden den Rahmen, in dem ein Gedankenaustausch von Kunstfreund und Kunstschaffendem möglich wird.
Seit sieben Jahren wird im Hause Beaugrand die zeitgenössische Kunst ausgestellt, gefeiert und zelebriert. Ausstellungsbegleitende Kunstbücher sind in dieser Zeit zahlreich erschienen. Indes keines, das auf so persönliche Art und Weise der Kunst, ihren Machern, Mentoren und Bewunderern ein Denkmal setzt.
Unter dem Motto „Altwerden ist nichts für Waschlappen. Aber 50 ist noch in Ordnung“ hatte Andreas Beaugrand anlässlich seines 50. Geburtstages 50 befreundete Künstler gebeten, Werke zu einer Ausstellung in den Räumen der Beaugrand Kulturkonzepte beizusteuern. Die nun erschienene Publikation katalogisiert und analysiert nicht nur die Kunstwerke und ihre Schöpfer, sondern dokumentiert in besonderem Maße das Ambiente und Leben mit der Kunst im Hause Beaugrand. Doppelseitige Fotografien (von Matthias Schrumpf und Peter Zickermann) gewähren Einblicke ins Zeremoniell der Vernissage, zeigen den Gastgeber sowie die Künstler und Gäste in Feierlaune und im Gespräch.
Philosophisch-kunstwissenschaftliche Betrachtungen über den Sinn und Nutzen von Kunst im Allgemeinen und persönlicher Bedeutung im Besonderen unterfüttern die „Bilder einer Ausstellung“. Kunstgeschichtliche Fragestellungen sowie die Einordnung zeitgenössischer Kunst im Kontext ihrer Rezeption vervollständigen den Band zusammen mit 50 Künstlerbiografien sowie der Auflistung von Projekten, Publikationen und Subskribenten des vorliegenden Kunstbuches.


Stefan Brams: „Aber 50 ist noch in Ordnung“. Andreas Beaugrand legt Katalogbuch zur Ausstellung seines 50. Geburtstages vor, in: Neue Westfälische, 6.8.2010


Bielefeld. Der Satz „Altwerden ist nichts für Waschlappen“ wird der Schauspielerin Bette Davis zugeschrieben. Andreas Beaugrand, Professor für Theorie der Gestaltung an der Fachhochschule Bielefeld, ist kürzlich ein halbes Jahrhundert alt geworden. Und der Begründer der „Beaugrand Kulturkonzepte“ hat sich eben diesen Ausspruch als Leitmotiv zu seinem Ehrentag auserkoren – ergänzt um den Zusatz „Aber 50 ist noch in Ordnung“. Doch der Kunstliebhaber und -förderer Andreas Beaugrand wäre nicht Andreas Beaugrand, wenn er seinen Geburtstag nicht zum Anlass genommen hätte, die Kunst selbst zu fördern. So lud er 50 mit ihm verbundene Künstlerinnen und Künstler dazu ein, jeweils ein Werk in seiner Stadtvilla aus dem Jahr 1906 zu zeigen (die NW berichtete).
Ausstellungen vergehen, wie 50. Geburtstage auch. Doch von dieser Ausstellung wird etwas bleiben – jenseits der Eindrücke, die die Besucher mitgenommen haben. Denn Andreas Beaugrand hat einen vorzüglichen Katalog aufgelegt, der nicht nur die Arbeiten der 50 beteiligten Künstler von Roman Bezjak bis Wolfgang Troschke in Text und Bild vorstellt, sondern auch einen höchst anregenden Essay des nun 50-jährigen Geastgebers beinhaltet. In seinem Beitrag setzt sich der Autor mit der Frage „Was ist Kunst, was macht ihr Faszinosum aus?“ auseinander. Den rumänisch-deutschen Philosophen Walter Biemel zitierend gibt Beaugrand diese Antwort: „Mit dem Kunstwerk können wir nichzts anfangen und verrichten. Warum verzichten wir dann nicht einfach auf Kunst? Weil wir das sonderbarerweise nicht können, ohne unser Leben entscheidend zu verarmen. Ist das nicht ein Zeichen, dass die konsequent auf Nutzen eingestellte Mentalität der menschlichen Existenz nicht gerecht werden kann?" Und Beaugrand macht sich Timm Ulrichs Kritik an einer „Kunstmarkt-Kunst“ zu eigen, „die von einigen finanzkräftigen Großsammlern gestützt wird, die alle dasselbe Zeugs und dieselben Namen sammeln und die ausgepowerte öffentliche Hand zu erpressen vermögen.“ Folge: Überall sei nur noch allzuoft das gleiche Sortiment zu sehen. Beaugrand setzt dagegen eine Kunst, die „neben all den inszenierten Scheinwelten unserer Zeit nach wahren Momenten sucht.“ Wir dürfen gespannt sein, was Andreas Beaugrand uns fortan an Kunst bieten wird!


Maria Frickenstein: Ein Salon für die Kunst. 50 Künstler zeigen ihre Arbeiten bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 28.4.2010


Bielefeld. Er stimmt mit dem Künstler Timm Ulrichs überein und wehrt sich gegen einen Kunstmarkt aus „finanzkräftigen Kunstsammlern“. Seit 1981 lebt und arbeitet Andreas Beaugrand in Bielefeld und lenkt seit 2003 die Geschicke der Beaugrand Kulturkonzepte als ein„praktisches Forschungsfeld einer Theorie der Gestaltung“. „Wir sind ein Salon für die Kunst des 21. Jahrhunderts“, so der Professor für Theorie der Gestaltung an der Fachhochschule Bielefeld. Anregend, aufregend, authentisch, „nicht für den Tag gemacht“ sollen die Kunstwerke sein, die er in den Ausstellungsräumen der Beaugrand Kulturkonzepte zeigt.
Verstand und Gefühl seien angesprochen, Kunst soll kein bloß intellektueller Dialog sein. Das Haus, eine Stadtvilla aus dem jahre 1906, empfängt die Besucher nach Absprache in hohen Altbauräumen, teils mit Deckenstuck, das Mobiliar je nach Ausstellung positioniert. Anlässlich seines 50. Geburtstags ließ sich Beaugrand etwas Besonderes einfallen. 50 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, viele aus Bielefeld und Umgebung, zeigen ein Werk, sei es Malerei oder Zeichnung, Skulptur oder Plastik, Fotografie oder Medienkunst. Der Gastgeber entschied über Art und Ort der Platzierung, verfolgt damit eine Interaktion der Werke und ihrer Gestalter.
„Hier ist eine künstlerische Gemeinschaft gewachsen, die sich trägt“, sagt der Fotograf Gottfried Jäger. Über einer Tür hängt sein Fotogramm „drüber und drunter“, zwei Rechtecke, die sich überlagern und zum Nachdenken ermuntern. „Objekt und Abbild fallen zusammen“, erklärt Jäger, „das Medium spielt mit sich selbst.“
In der Dunkelkammer entstand auch Karl Martin Holzhäusers Luminogramm. „Ich male mit Licht“, sagt er. Ein Lichtrakel mit einem Farbfilter steuert mittels eines schmalen Spalts den Lichteinfall auf das Fotopapier.
Es entstehen strukturreiche Bilder von fragiler, dynamischer Leichtigkeit. Die Detmolder Künstlerin Christa Niestrath beschäftigt sich mit dem Wesen der Erinnerung. „Ilse“ heißt ihr Druck aus privater und kollektiver Erinnerung, der deportierter jüdischer Kinder aus Lippe gedenkt.
„Mich hat ihre Geschichte interessiert“, erzählt Michael Plöger. An der „Tüte“, dem Treffpunkt obdachloser Menschen am Bielefelder Hauptbahnhof, sammelte er seine Eindrücke, malte sie in Mischtechnik auf Papier. Dreigeteilt schaut nun „Levent“ als Stellvertreter seiner Zunft aus dem Bild heraus: kraftzvoll, bärtig, lässig.
Jürgen Escher zeigt zwei Fotografien aus zwei Jahrzehnten. Oft ist er im Auftrag der Cap Anamur-Hilfsorganisation unterwegs. Immer sind es Krisenorte, aber Escher ist zuversichtlich: „Das ist das Leben, aber ich möchte auch zeigen, wie es weitergeht.“
Daniel Schumann wählte aus den vielen Portraits seiner Hospizbesuche zwei das, das von Ulrike H. und Wolfgang Petersmann, die sterbenskrank ins Auge des Betrachtenden schauen.
June Jäger wählte aus einer Serie von 15 Bildern aus. Ausgangsmaterial sind Stoffe, die sie als Modell in Falten drapiert. „Ich male so lange, bis es keinen Stoff mehr gibt“, sagt sie über ihre Malerei, die die stoffliche Ebene der Realität längst überwunden hat. In Rot erzählt sie vom Innen und Außen, von Höhen, Tiefen, Buchten und erhebungen, vom Berührenwollen und erotischem Gefühl.
Lange darf man schauen, bis man im satten Blau der Fotografie von Thomas Kunsch mehr als die Farbe Blau erkennt. „Es ist eine Zugfahrt in eine Dampfwolke“, so Kunsch, der seine künstlerische Seele in
Mecklenburg, in der Stadt Neubrandenburg zu Hause weiß. Seine Fotografie ist stets dokumentarisch, niemals inszeniert, und er schätzt die verschlüsselten, weil geheimnisvollen Hintergründe, dieses Mal im Blau verborgen.


Stephanie Gomoll: Altwerden ist nichts für Waschlappen: Andreas Beaugrand, in: Bielefelder, April 2010


Irgendwann erwischt es jeden. Nur die Art, damit umzugehen, ist höchst verschieden. Deprimiert den Kopf hängen lassen oder doch lieber einen Porsche kaufen? Dass Man(n) auf das „kritische“ Alter auch ganz anders reagieren kann, zeigt Prof. Dr. Andreas Beaugrand. Er nähert sich der 50 auf künstlerische Art. Sein Projekt trägt den schönen Titel „Altwerden ist nichts für Waschlappen. Aber 50 ist noch in Ordnung“.
Inspiriert vom Bette Davis-Zitat lädt er 50 Künstler zur Ausstellung bei Beaugrand Kulturkonzepte, allesamt Freunde und Wegbegleiter, die sich in ihren Arbeiten mit dem Vergehen der Zeit auseinandersetzen. So den eigenen 50. Geburtstag zu feiern beweist, wie ernst es dem Bielefelder mit seinem Leitspruch ist, „dass sich Kunst und Leben verbinden müssen.“ Vertreten sind junge Künstler, die er selbst als Professor an der FH bis zum Examen begleitet hat, aber auch Alters- und ältere Genossen. Die Liste reicht von Rosario de Simone und Marek Bieganik über Jürgen Escher und Gottfried Jäger bis hin zu Michael Plöger.
Unter dem Titel „Auf großer Fahrt“ veranschaulicht Frank Bölter zum Beispiel, wie man Entfernung, Zeit, Leben in den Griff bekommen kann. Aus Tetrapak und mit einer Portion Imagination hat er ein Faltboot geschaffen und ist auf große Fahrt gegangen. „Warum bin ich hier?“, fragt Hans Sieverding auf seinem Holzschnitt. Eine philosophische Betrachtung und eine Suche nach dem Sinn des Lebens. Daniel Schumann dagegen hat Menschen ein Jahr lang im Hospiz begleitet, sie vor und nach ihrem Tod fotografiert. In seinen Bildern zeigt er den Tod mit seiner ganzen Menschlichkeit, seiner greifbaren Nähe im Hier und Jetzt.
Anlässlich der Ausstellung erscheint der Band „Altwerden ist nichts für Waschlappen“ mit 50 Künstlerinnen- und Künstlerprotraits. „Stepahnie Schreiber gestaltet das Buch und macht mit dieser Arbeit ihren Bachelorabschluss“, so Prof. Dr. Andreas Bedaugrand. „Damit schließt sich der Kreis. Und genau diese Art von Zusammenarbeit ist unser Kapital.“ Die Kunst ist für ihn nämlich kein Job, sondern sein Leben. Und das war bislang, so Andreas Beaugrand mit leisem Understatement, „ganz in Ordnung“.


Uta Jostwerner: Gemischtes Doppel mit Tiefgang. Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert in seinen Räumen „Art de Deux (II)“, in: Westfalen-Blatt, 3.11.2009


Bielefeld. Anne Sommer-Meyer und Michel Meyer verbindet nicht nur der Trauschein. Beide eint die Leidenschaft für die Kunst und der Sinn für hintergründigen Witz. In den Räumen von Beaugrand Kulturkonzepte sind die Arbeiten des Weinheimer Künstlerpaars unter dem Titel „Art de Deux“ zu sehen.
Eine Schwäche für den Alltag und den Sinn fürs Skurrile verbinden sich in den Werken von Anne Sommer-Meyer auf gekonnte Art und Weise. Die sprichwörtliche Fliege in der Suppe verarbeitet sie etwa in der Arbeit „Katholisches Tellergericht“. Je vier mal vier Teller – feinstes 1960er-Jahre-Sonntagsporzellan mit Goldrand – bilden ein Wandquadrat. Die Mitte eines jeden Tellers ziert ein Buchstabe. Hintereinander weggelesen ergibt sich der lateinische Spruch „APAGE SATANAS – Weiche von mir, Satan“. Der Clou: Erst beim Nähertreten bemerkt der Betrachter, dass sich die einzelnen Buchstaben aus Fliegen zusammensetzen.
„Dass es in der Teufelsküche Fliegen gibt, gehört zum kollektiven Bewusstsein“, meint die Künstlerin, deren Werke stets hintergründig, verspielt und andeutungsreich daherkommen.
Unter dem Titel „Das Studium der Romantik“ hat Michel Meyer sein Schaffen gestellt. Im Sinne des romantischen Repertoires liebt er das Spiel mit Spuren, Fragmenten und Andeutungen. In seinen vielschichtigen Werken spiegelt sich etwas von den Tiefenschichten der Seele wider. Aber auch Magie, Mystik, Sehnsucht und Verzauberung manifestieren sich in den großformatigen Bildern, die sich über einen langen Schaffensprozess hin in Mischtechnik entstehen. Durch vielfältige Übermalungen gelingt es Meyer in seinen zweidimensionalen Bildern, gleichwohl einen räumlichen Eindruck zu vermitteln und Zeit und Raum gleichsam zu verdichten. „Auch wenn die Arbeiten spontan wirken, so steckt doch eine lange Arbeitszeit darin“, erläutert der Künstler, der 1956 in Stuttgart geboren wurde. Der Mensch in seiner Umwelt steht in abstrakter Form im Zentrum seiner Malerei, wird indes durch Verwischungen und Übermalungen verfremdet – er bleibt rätselhaft, entzieht sich einer genauen Zustandseinordnung. Naive Malerei und Zeichnungen von kindlicher Anmutung sowie die akademische Malerei gehen dabei eine wohlgeordnete Synthese ein, ohne jemals zum dekorativen Wandschmuck zu verkommen. Vielmehr bieten die Werke immer neue Projektionsflächen und findet das Unbewusste darin stets neue Reize. Die Ausstellung bei Beaugrand Kulturkonzepte läuft bis zum 17. Januar 2010.


Maria Frickenstein: Malerische Reflexion. Markus Jäger mit „Computierten Ordnungen" bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 28.9.2009


Bielefeld. „Alles ist da“, sagt er über das Versteckte, Unsichtbare in seiner Kunst. Markus Jäger bündelt Fotos, verklebt sie zu einem Paket, verkleidet es malerisch, ohne die letzten Spuren ihrer Vergangenheit zu verdecken. Wie ein Leinwandbild hängt das kompakte Objekt an der Wand, und allein der Maler kennt noch die Fotomotive. „Computierte Ordnungen“, Arbeiten aus verschiedenen Werkperioden, zeigt der Karlsruher Künstler nun bei Beaugrand Kulturkonzepte.
„Hier habe ich Hunderte von Selbstportraits verarbeitet“, zeigt Markus Jäger auf ein Bild, gestaltet wie ein geflochtener Bildteppich aus unzähligen Fotos. Masse und Individualität sind zwei wichtige Themen seiner Arbeit, in der er Fotografie, Computergrafik, Malerei und Zeichnung verbindet. Anfang der 1990er Jahre begann der Meisterschüler der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe zunächst mit Portraits.
„Das war ein Foto von meinem Großvater“, erzählt der Künstler (Jahrgang 1963) über Ernst Jäger, der 60 Jahre lang ein Fotostudio besaß. Sein Enkel scannte die Portraits, wählte eine geringe Auflösung für den Druck, und so entstand aus dem ursprünglichen Bild ein vergröbertes abstraktes Pixelbild,
Für den Künstler begann nun die eigentliche Arbeit. „Ich bin Maler“, sagt er, auch wenn er den Computer für viele seiner Arbeiten nutzt. Stets stehen Malerei und Zeichnung als körperlich-sinnliche Tätigkeit in Korrespondenz zum technischen Kontext der Fotografie und des Computers. „Ich arbeite nie auf weißem Papier“, so Jäger. Die in Pixel zerlegten Fotos von Menschen, zu denen er eine persönliche oder geistige Nähe verspürte, übermalte er mit Tusche, schwarz oder farbig, mit geraden oder geschlängelten Linien, legte Raster an, auch Fehlerhaftes.
Das Individuelle nähert sich dem Verschwinden, regt wegen der drohenden Auflösung die Aufmerksamkeit an. Die Wahrnehmung ist wie die Erinnerung zur Rekonstruktion aufgefordert, ein Puzzlespiel aus vielen Komponenten. „Das ist meine Reflexion auf malerischem Niveau“, so Markus Jägers Versuch, der Bilderflut zu begegnen, ein Versuch der Orientierung, das Bild auch als Mittler zwischen den Zeiten. Vielleicht spiegelt sich in der markanten Gestaltung der Portraits auch die fasettenreiche Beziehung zwischen Künstler und Portrait, zwischen Betrachter und Bild.
„Mein Keller ist voller Leinwandbilder“, so Jäger. Für ihn sind es Bilder, die quasi auf ihre Reanimation warten und dem Vergessen so noch einmal davon kommen können. In seinem künstlerischen Umgang mit der Unzahl von Bildern sieht Jäger auch seine „Positionsbestimmung in der Welt“. Die neuesten Objekte bearbeite er mit der Bohrmaschine. Wieviel Auflösung verkraftet ein Bild, bevor es ins Beliebige zerfällt? Was ist bzw. bleibt sichtbar, was nicht? Was braucht ein Portrait, um persönlich zu bleiben? „Es ist ein Spiel. Was soll es sonst sein?“, sagt der Künstler. Sichtlich wird der Spaß bei seinem Papierobjekt „Baushaus Blues“.
Farbschablonen, wie man sie in Baumärkten findet, verwandelte er in ein Bildgeflecht, Als Maler mischt er dennoch keine Farbe, verwendet sie aus der Tube eins zu eins, wie der Markt sie anbietet. Jägers lockeres Spiel mit Material und vorhandenen Materialsystemen täuscht über eines nicht hinweg: „Ich brauche immer die Rückführung auf den Menschen.“ In seinem künstlerischen Fokus steht der sehende, wahrnehmende und nach Beziehung strebende Mensch, der Mensch, der versucht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu begreifen, der sich erinnert, seinen Standpunkt sucht zwischen Technik und dem sinnlichen Erleben durch die Hand, durch den Körper.


Uta Jostwerner: Räumliches Seherlebnis dank Spezialbrille. 3D-Fotografien von Sebastian Denz, in: Westfalen-Blatt, 1.4.2009


Bielefeld. So viel junges Volk ist selten bei einer Vernissage vertreten. Doch die überdimensional großen 3D-Fotografien, die Sebastian Denz zum Thema Skateboarding schuf, ziehen schon allein wegen des Genres ein junges Publikum an. Darüber hinaus faszinieren diese innovativen Arbeiten, die man nur mit Hilfe einer 3D-Brille in ihrer ganzen Komplexität erfassen kann, Betrachter jeden Alters.
Denn das dynamische Sujet der Skateboarde findet in der urbanen Umgebung verschiedener europäischer Städte eine reizvolle visuelle Entsprechung. Aufgenommen wurden die Werke in Marseille, Barcelona, Paris, London oder Bologna, einmal bahnt sich ein Skater seinen Weg sogar durch den Wald. Aufgenommen wurden jeweils professionelle Größen der Skater-Szene. Sie begegnen dem Betrachter in hochauflösenden Raumbildern, die auf der einen Seite Autehtizität ausstrahlen, auf der anderen Seite aber auch einen Hauch von Cyberspace vermitteln. In jedem Fall aber gewähren sie Einblicke in einen objektartigen Kasten.
Aufgenommen wurden sie mit einer Spezialkamera, die nach den Vorstellungen des Künstlers eigens gefertigt wurde. „Sie ist ein Unikat und verfügt über zwei Objektive,“ erklärt Denz. So entstehen bei jeder Aufnahme zwei Bilder aus leicht unterschiedlicher Perspektive, die anschließend für den 3D-Effekt sorgen. Negative im Format 20 mal 25 Zentimeter ermöglichen die große Auflösung des nachträglich digitalisierten Materials. Indes gibt es nur einen kleinen Schärfebereich. Zu den Rändern hin franst das Bild aus und erhält zunehmend eine abstrakte Anmutung. „Ein Bild hat zwei Gigabyte, und die Bearbeitung nimmt zehn bis 15 Tage in Anspruch“, erklärt der 35-Jährige die aufwendige Nachbearbeitung. Der gebürtig aus Großburgwedel stammende Fotograf studierte zunächst Architektur an der Universität Hannover, anschließend Fotografie und freie Kunst in Hannover und zuletzt an der FH Bielefeld, wo er 2007 seinen Master bei Professorin Katharina Bosse und Professor Dr. Andreas Beaugrand machte. Letzterer stellt die Werke von Sebastian Denz nun in den Räumen von Beaugrand Kulturkonzepte aus. Zu sehen ist die Ausstellung dort bis zum 7. Juni.


Burgit Hörttrich, Bilder aus dem Kopf werden Kopf-Bilder. Lutz Friedel arbeitet mit einer Verdichtung von Wissen, in: Westfalen-Blatt, 24./25.1.2009


Bielefeld. 2004 Stellte Lutz Friedel bei Beaugrand Kulturkonzepte seine „Ketzer“ aus Eiche aus, eine „Holz-Köpfe“ waren 2002 im Museum Waldhof zu sehen, Freitagabend wurde eine neue Ausstellung mit Arbeiten eröffnet, die seitdem entstanden sind – wieder „Bilder aus dem Kopf“.
Zu den Kopfskulpturen gesellen sich diesmal „Kopf-Bilder“; Potraits, die Lutz Friedel spontan und ohne Regeln, wie er sagt, auf überschüssige Plakate seiner eigenen Ausstellungen gemalt hat. Manchmal sind die Plakate selbst als solche nicht mehr zu erkennen. manchmal nur in den Randbereichen, dann wieder schimmert (Holz)Struktur durch. Denn die Plakate zeigten ursprünglich die Kopfskulpturen.
Insgesamt, so der Künstler, habe er sicher schon 400 Plakate übermalt, in einer ersten Serie mit bekannten Köpfen von Menschen zwischen 1633 und 2003. Die Bilder nennt er „Selbst als ...“. Als Lovis Corinth, als Oskar Kokoschka, als Brigitte Bardot, als Edvard Munch, als Siegmund Freud. Gehängt sind aber auch Bilder von Anne Frank und Georg Elser gegenüber von Hitler-Portraits. Lutz Friedel beschäftigt sich intensiv mit den Biografien der Menschen, die ihn als Künstler interessieren, seine Bilder leben von der Spontaneität. Deshalb male er „Selbst als ..." niemals zweimal: „Das könnte ich nicht.“
Prof. Dr. Andreas Beaugrand spricht bei Friedels Arbeiten von einem Spiel, „zynisch, oronisch, geistreich.“ Die Bilder seinen eine Persiflage: „Die Plakate mit ihrer eigenen Geschichte werden übermalt mit den Geschichten anderer. Und wo bleibt dabei der Betrachter?“ Bilder und Skulpturen seien eine Verdichtung von Wissen, eine Umsetzung von Gefühlen, eine Erzeugung von Fantasie. Beaugrand: „Die Portraits – ob Bild oder Skulptur – starren, ohne zu sehen. Vielleicht aber können sie die Blicke der Betrachter doch erwidern?“ Für Lutz Friedel liege die Suche im scheinbar Zufälligen. Er sagt: „Einen Zufall unter den vielen anderen auszuwählen, ist ja auch eine Entscheidung.“ Friedel, in Leipzig geboren, 1984 nach Frankfurt/Main übergesiedelt, lebt heute in Brandenburg nach Berlin. Seine Werke sind bei Beaugrand bis zum 22. März zu sehen.


Fiona Schmidt: Rätselhafte Zeichen. Neue Bilder von Wolfgang Troschke bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 9.12.2008


Bielefeld. Wolfgang Troschke ist mit seiner Kunst zum dritten Mal bei Beaugrand Kulturkonzepte zu Gast. Die neuen Arbeiten (Mischtechnik auf Leinwand und Papier sowie Druckgrafik) sind in den letzten drei Jahren entstanden, in deren Mitte der Künstler seinen 60. Geburtstag feiern konnte.
Die Bilder des Grafikers, Malers und Hochschulprofessors (Fachhochschule Münster, Fachbereich Design) entstehen an seinem Wohnort in Münster und in seinem Atelier auf Mallorca. Troschkes Kunst werde von mythologischer Ikonographie und zugleich von malerischer Improvisation beherrscht, erklärt Andreas Beaugrand, sie sei beeinflusst von den Meistern des Deutschen Informel, die er zu neuer Blüte führe. Malerei und Zeichnung gehen bei Wolfgang Troschke eine glückliche Symbiose ein. Auf die teilweise übereinanderliegenden Farbflächen setzt er zeichnerische Elemente. Zeichen, Symbole, Chiffren, freie Formen – der Betrachter versucht, zumeist vergeblich, eine implizierte Bedeutung zu entschlüsseln. Je länger er schaut, umso rätselhafter werden die Bilder – eben weil es keine konkrete Deutung zu entdecken gibt. Die Formen entwickelt Wolfgang Troschke nicht bewusst, sondern sie ergeben sich im Kompositionsprozess. Andreas Beaugrand bezeichnet dieses Vorgehen als typisches „Troschke-Verfahren“: das im Entstehen befindliche Bild, einem Orakel gleich, so lange zu befragen, bis sich das vom Künstler angestrebte Prinzip von Dissonanz und Ruhe einstelle. Und tatsächlich, trotz der teilweise intensiven rot-orange-gelben Farbigkeit und der vielen zeichenhaften Formen auf der Fläche strahlen die Bilder eine angenehm ausbalancierte und inspirierende Ruhe aus. Die Gesamtkomposition muss eben stimmig sein – wie auch die ganze Ausstellung wieder einmal durchdacht gehängt ist.
Die beiden wchwarzweißen Druckgrafiken (16er Auflage) hat Wolfgang Troschke in einer speziellen Technik (Lithographie von Zink) hergestellt. Seit 1989 beschäftigt er sich mit diesem selten genutzen Verfahren. Erstaunlich, wie man mit einem Druck tiefschwarze Flächen und zugleich feine, zart gezeichnete Details erhalten kann.


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Fiona Schmidt: Hölzerne Kunst. Skulpturen von Karl Manfred Rennertz bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 18.3.2008 und 27.3.2008 (Beilage Erwin)


Bielefeld. Der erste Eindruck beim Anblick der Skulpturen: Groß, massiv, kraftvoll. Als zweiter Gedanke folgt: Trotzdem dynamisch und fast verletzlich anmutend. Die wuchtigen Holzskulpturen von Karl Manfred Rennertz beeindrucken aus der Entfernung und geben dem Betrachter dann aus der Nähe einiges an strukturellen Feinheiten preis. Einige der Stämme müssen einen enormen Umfang besessen haben. Der Bildhauer Rennertz – er lebt in Baden-Baden und lehrt seit 2004 an der Fachhochschule Lippe und Höxter in Detmold – verwendet unterschiedliche Holzarten, von der Linde, Esche, Pinie, Robinie und Douglasie bis zum Tulpen- und Mammutbaum. Nachdem er zunächst eine Werkskizze angefertigt und auf den Baumstamm übertragen hat, wird es anschließend ziemlich laut. Dann kommt die Kettensäge zum Einsatz. Karl Manfred Rennertz gestaltet in seinen Werken einen spannungsvollen Dialog zwischen der gewachsenen Schwingung und Struktur des Stamms und der eingezeichneten Skulpturkonzeption. So entsteht hoch aufstrebende, fast filigrane Arbeiten, blockartige Gebilde oder auch eine „Ahnengalerie“ mit Gesichtern und Booten. Abschließend werden die Skulpturen mit Pigmenten, vor allem Rot, akzentuiert oder durch Feuer geschwärzt. Dabei lässt der Künstler seine Arbeiten richtig brennen – und löscht die lodernden Flammen im passenden Moment mit Wasser. Irgendwie archaisch. Durch diese Vorgehensweise wie auch die teilweise heftige Kettensägenbearbeitung mit tiefen Einschnitten in das Holz wirken die Skulpturen neben ihrer monumentalen Größe zugleich auch verletzlich und offen, ohne Schutzmauer. Ab Mai wird die sehenswerte Schau um mehrere Außenskulpturen erweitert.


Uta Jostwerner: Säge-Werk – archaisch und filigran zugleich. Beaugrand präsentiert Rennertz-Skulpturen, in: Westfalen-Blatt, 25.2.2008


Bielefeld. Axt und Kettensäge sind seine bevorzugten Werkzeuge. Und dennoch wirken die Skulpturen, die der Bildhauer Karl Manfred Rennertz in kraftvoller Tätigkeit entstehen lässt, alles andere als plump und grobschlächtig. In den Räumen von Beaugrand Kulturkonzepte ist noch bis zum 22. Juni 2008 eine bemerkenswerte Auswahl von Holzarbeiten zu sehen. Sie reichen vom spitzen Oval bis hin zur überlebensgroßen Figur, die trotz ihrer Monumentalität erstaunlich filigran und fast zerbrechlich wirkt. Der in Baden-Baden als freischaffender Bildhauer und in Detmold als Hochschullehrer tätige Rennertz geht bei seiner künstlerischen Arbeit zunächst von einer Werkskizze aus, die er zeichenhaft auf die Baumstämme überträgt und anschließend aus dem Material herausarbeitet. Dabei wird die vorgegebene Formung des Stammes stets mit in den Schaffensprozess einbezogen. Auch arbeitet der Künstler mit oder gegen die gewachsene Struktur des Holzes. Nach und nach verwandeln sich unter seinen kräftigen Schlägen und Schnitten die Bäume in Skulpturen unterschiedlicher Gestalt. Boote oder Gesichter, die in serieller Erarbeitung eine Ahnengalerie bilden, Stelen und Säulen sind wiederkehrende Motive. Aber auch hoch aufstrebende Gebilde, die statisch fragil wirken, sind charakteristisch. Akzente setzt Rennertz anschließend durch Farbe, bevorzugt durch Schwerz und Rot. Die Formensprache bleibt archaisch, abstrakt und erzeugt dennoch eine große Expressivität.


Andreas Kesberger: Karen Stuke – Die Triologie der schönen Zeit oder: Warten macht mir nichts aus, in: http://monochrom.com/cc/monoc/shop/rmiArt003.asp?artnum=00028746#, 24.11.2007


Berlin. Wir kennen das Werk von Karen Stuke jetzt seit fast zehn Jahren. Wir haben es wachsen und reifen sehen. Wir haben es ausgestellt und im Katalog präsentiert. Aber jetzt kapiert es langsam auch der Rest der Welt. Die roten Punkte sammeln sich unter den Bildtiteln und mit diesem Bildband wird sich der Weg zu noch mehr roten Punkten kaum aufhalten lassen. Mit einer Lochkamera zu fotografieren macht Spaß, aber noch mehr Spaß macht auch das Betrachten der Bilder, wenn dieses ganz spezielle Medium auch wirklich intelligent genutzt wird. Wenn das Spiel mit der Zeit einher geht mit dem Spiel mit dem Licht. In diesem Ausstellungskatalog kommen drei Projekte zusammen, die vordergründig erst einmal nichts miteinander zu tun haben. Schlafbilder, Theaterfotografien und Fernsehtürme. Das klingt so disparat wie es dann doch im Buch genial ineinander fließt und zusammen passt. Wenn Sie immer schon davon geträumt (sic!) haben, im Schlaf Kunst zu schaffen, können Sie hier schon mal nachblättern, vielleicht im Restaurant Ihres örtlichen Fernsehturms.


Fiona Schmidt: Linie und Raum. Zeichnungen von Rudolf Schoofs bei Beaugrand, in: Neue Westfälische, 21.8.2007


Bielefeld. Zum 75. Geburtstag des Stuttgarter Künstlers Rudolf Schoofs läuft dieses und nächstes Jahr eine Wanderausstellung durch neun deutsche Städte. Sie hat nun in Bielefeld bei Beaugrand Kulturkonzepte Station gemacht. Aus diesem Anlass ist auch das Kunstbuch Hommage à Rudolf Schoofs erschienen, das eine Auswahl seiner Zeichnungen aus den Jahren 1964 bis 2006 zeigt.
Andreas Beaugrand setzt in seiner Schoofs-Ausstellung den Schwerpunkt auf die Zeichnungen der letzten 15 Jahre, „die Quintessenz seiner Kunst“. Rudolf Schoofs gehöre zur zweiten Generation der informellen Künstler, erklärt Beaugrand. Wer sich frage, was auf diesen nichtgegenständlichen Zeichnungen dargestellt sei – nichts außer Kunst. Eher eine Idee, und das mit einer Poesie und Kraft, die einen in Erstaunen versetze. Wenn man aufhört, unbedingt etwas Figürliches oder Landschaftliches in den Arbeiten erkennen zu wollen, dann kann man sich der Strichführung und der Gesamtkomposition hingeben. Kraftvolle Linie und zarte, feine Striche bewegen sich über die Fläche. Sie bilden Räume, teilen die Fläche ein, lösen diese Formen wieder auf und lassen Orte der freien Gestaltung. Einige farbige Einwürfe setzen Akzente. Rudolf Schoofs verwendet hauptsächlich Kreide-, Kohle- und Bleistifte. Mit der Zeit haben die Arbeiten eine ruhigere, leichtere und stillere Ausstrahlung erhalten. Der Künstler hatte nach seiner Lehrtätigkeit an der Werkkunstschule Wuppertal Professuren an der Kunstakademie Karlsruhe und an der Kunstakademie Stuttgart. Letztes Jahr ist er erkrankt und konnte deshalb nicht zur Ausstellungseröffnung kommen. Neben dem Kunstbuch ist auch eine Kaltnadelradierung als Vorzugsgabe (Auflage 30) in der sehenswerten Ausstellung bei Beaugrand Kulturkonzepte erhältlich.


http://www.dgph.de/news/blog/?cat=9&.html, 09.05.2007.


Gottfried Jäger (DGPh), der große Photograph und Photolehrer sowie langjähriges Vorstandsmitglied der DGPh, begeht am 13. Mai seinen 70. Geburtstag. Die „Generative Photographie“, die heute einen besonderen Platz in der Geschichte der Photographie des 20. Jahrhunderts einnimmt und bei der es um das Erkunden der latent im Photoprozess enthaltenen Bildpotenziale und um ein neues Bildverständnis geht, ist von ihm schon 1968 begründet worden. Georgia und Andreas Beaugrand widmeten ihm daher am 4. Mai in Bielefeld einen Empfang mit „Kulturbegegnung“. Außerdem ist eine große Monographie mit einer Auswahl der wichtigsten Arbeiten des Künstlers erschienen.


Uta Jostwerner: Hommage aus Anlass des 70. Geburtstags. Gottfried Jäger bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Westfalen-Blatt, 8. Mai 2007.


Bielefeld. Nach dem in Bielefeld geschätzten Petit Frère alias Werner Pöschel sorgte nun eine weitere regionale Größe in den Räumen von Beaugrand Kulturkonzepte für großen Andrang. Anlässlich des 70. Geburtstags von Professor Gottfried Jäger am kommenden Sonntag ist dessen fotografisches Werk dort ausgestellt. Parallel dazu ist eine von Andreas Beaugrand herausgegebene und von Gottfried Jäger gestaltete Monografie im Hans Gieselmann-Verlag erschienen, die unter dem Titel Gottfried Jäger. Fotografie als generatives System Bilder und Texte zum künstlerischen Programm des Künstlers und ehemaligen Hochschullehrers enthält. Das knapp 300 Seiten umfassende Buch gibt einen detaillierten Einblick in das Schaffen Jägers, der seit den 1960er Jahren künstlerisch aktiv ist und 1968 die so genannte Generative Fotografie begründete. Der Band bietet mit einer Auswahl von rund 200 Arbeiten eine exemplarische Werkübersicht und wird von Texten namhafter Autoren ergänzt. Ferner liefert die Monografie eine Datensammlung zum Leben und Werk Gottfried Jägers.
Exemplarisch findet auch in der Ausstellung das OEuvre des Fotografen eine Würdigung. Gezeigt werden Arbeiten von 1960 bis 2007. Darunter die mit der Camera obscura gemachten Lochblendenbilder von 1967 sowie die malerische Arbeit Rotation, eine farbige, serielle Gestaltung, die auf Zufall und Steuerung beruht. Ferner Beispiele von Fotomaterialarbeiten sowie digitalen Arbeiten.
Verbindendes Element aller Werkgruppen ist, dass die fotografischen Arbeiten von Gottfried Jäger mit der klassischen Fotografie nichts gemein haben. Zwar basieren sie auf den chemisch-technischen Gesetzmäßigkeiten der Fotografie, sie bilden jedoch keine Wirklichkeit ab, sondern schaffen Gebilde, komplexe Muster und Strukturen von einer ganz eigenen Ästhetik.


Manfred Strecker: Der ganze Petit Frère. Prof. Andreas Beaugrand stellt Werkverzeichnis Werner Pöschels vor, in: Neue Westfälische, 10./11. Februar 2007.


Alle wollen es haben, das längst überfällige Werkverzeichnis der Kunst Werner Pöschels, der sich Petit Frère nannte. Mehr als 200 Gäste drängten sich am Freitagabend bei Beaugrand Kulturkonzepte, wo das Buch vorgestellt und zugleich eine Ausstellung mit rund 150 Arbeiten Pöschels, darunter sein Jahrgang 1982, eröffnet wurde. Oberbürgermeister Eberhard David dankte Prof. Andreas Beaugrand, der das Buch auf den Weg gebracht hatte. Eine Studentin von ihm am Fachbereich Gestaltung, Ulrike Wetzlar, hat das Werkverzeichnis zusammengestellt und die Buchgestaltung übernommen. Pöschel, im Hauptberuf Diakon in den v. Bodelschwingschen Anstalten, starb 2002 und wäre am vergangenen Donnerstag 80 Jahre alt geworden. Er ist als Künstler durch seine hintergründig skurrile Kunst bekannt geworden. Obwohl er sich Petit Frère – kleiner Bruder – nannte, war er nach Davids Worten eine große Persönlichkeit in Bielefeld. Pöschel leitete über Jahrzehnte die Werkstatt Lydda, die er durch künstlerisch-therapeutische Betreuung behinderter Menschen zu einem Kreativort in Bethel gemacht hatte. Pöschel, 1978 Kulturpreisträger Bielefeld, habe Haus Lydda so zu einem Stück Betheler Kultur- und Sozialgeschichte gemacht, sagte David.


Uta Jostwerner: Die Natur als Bühne für die bildende Kunst. Beaugrand Kulturkonzepte eröffnet Skulpturengarten, in: Westfalen-Blatt, 16. Mai 2006.


Bielefeld. Es ist naheliegend, dass naturverbundene Menschen ein offenes Herz für die Kunst haben. Denn auch die durch künstlerische Kreativität geschaffenen Werke gehören letztlich zu den Wundern, die die Natur in überwältigender Fülle darbietet. Kunst eingebettet in der Natur zu genießen, kommt für viele einer Krönung der Schöpfung gleich.
Auch wenn man weniger pathetisch denkt, lohnt ein Besuch des Skulpturengartens, den Beaugrand Kulturkonzepte auf seinem Grundstück geschaffen hat. Stück für Stück soll das Kleinod auf das gesamte Ostmannturm-Viertel ausgeweitet werden. Erklärtes Ziel von Professor Dr. Andreas Beaugrand ist es, „städtebauliche Akzente in einem urbanen Viertel zu setzen“.
Der erste Schritt ist getan. Und er eröffnet dem Besucher interessante Erfahrungsräume. Etwa, wenn er auf Günter Dohrs futuristisch anmutendes Lichtobjekt aus Edelstahl, Plexiglas und Leuchtstoffröhren stößt. In keinem Museum würde der Gegensatz von Künstlichkeit und Natürlichkeit augenscheinlicher zutage treten als inmitten der Natur. Science-Fiction-Freaks stellen sich davor auf und träumen davon, sich zu den Sternen beamen zu lassen: „Energie!“ Doch die Reise führt nicht in eine andere Galaxie, sondern zurück ins Mittelalter: Unter frischem Laub thront der „Ketzer“, ein von Lutz Friedel aus Eiche gefräster Kopf. Ins Grübeln kommt der Lustwandler im Skulpturengarten beim Anblick einer alten Holzleiter. Wurde sie beim Aufstellen eines Kunstwerks benötigt und einfach vergessen? „Nein“, klärt Georgia Beaugrand amüsiert auf, „das ist http://de.wikipedia.org/wiki/eine Konzeptarbeit von Robert Filliou und eine Hommage an ihn“. Das Werk mit dem Titel „A Ladder (You can climb)“ kann folglich mit allen Sinnen erobert werden. Und dann noch Christian Hages bemalter Plexiglas-Koloss, der wie ein Fels in der Brandung seine Position im Garten der Kunst behauptet. Abgerundet wird das Ensemble durch Werke von Walter Hellenthal. Eine Ausstellung mit weiteren Werken ist in den Innenräumen des Beaugrandschen Anwesens zu sehen.

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Uta Jostwerner: Neues Domizil. Leben mit der Kunst unter einem Dach. Beaugrand Kulturkonzepte in neuem Domizil, in: Westfalen-Blatt, 10. Oktober 2005.


Bielefeld. Die Küche ist der zentrale Ort eines jeden Heimes. Nicht nur der Körper findet Nahrung am Herd, sondern der ganze Mensch, dient die Küche doch als Kommunikationsbereich und  Informationsumschlagplatz schlechthin. Das ist bei Beaugrand Kulturkonzepte nicht anders.
Kulturbegegnungen, die Andreas Beaugrand und Ehefrau Georgia seit Ende 2003 in ungezwungener Atmosphäre ermöglichen, beziehen stets auch den Ort der kulinarischen Genüsse mit ein. Nach eineinhalb Jahren im ehemaligen Lagerhaus in der Mittelstraße führt das Ehepaar Beaugrand nun im neuen Domizil an der Brandenburger Straße die Menschen in Sachen Kunst zusammen. Inmitten des innerstädtischen urbanen Viertels rund um den Ostmannturm wurde das 1906 vom ehemaligen Maschinenfabrikanten Redecker erbaute und später als Pfarrhaus der Paulusgemeinde genutzte Wohnhaus bezogen.
Damit geht für Andreas Beaugrand der Traum von „Kunst und Leben unter einem Dach“ in Erfüllung. Wird das Obergeschoss von der Familie bewohnt, bietet das Untergeschoss auf 140 Quadratmetern Raum für die Kunst und kulturelle Begegnung.
Exponierter Ort ist neben zwei Ausstellungsräumen die weitläufige Küche mit angrenzendem Wintergarten. Auf eine private wie lockere Atmosphäre legt der Fachhochschulprofessor größten Wert. „Hier kann man auch mal gemeinsam mit dem Künstler sein Lieblingsessen kochen“, sagt der 45-Jährige, der sich mit Beaugrand Kulturkonzepte einer Kunstvermittlung verschrieben hat, die sich bewusst vom Event-Charakter distanzieren möchte und stattdessen auf Ungezwungenheit setzt.
Neben seiner Ausstellungstätigkeit projektiert Beaugrand Kunstaktionen und betätigt sich als Herausgeber. Kunstberatung sowie Kunsthandel gehören ebenfalls zu seinem Betätigungsfeld. In Planung befindet sich ein Skulpturengarten, den Andreas Beaugrand auf dem Nachbargrundstück seines neuen Domizils einrichten möchte. Die Ideenquelle in Sachen Kunst sprudelt unermüdlich bei dem ehemaligen Geschäftsführer des Bielefelder Kunstvereins.
Zur Eröffnung der neuen Räume präsentierte Beaugrand Werke des Berliner Malers Jörn Grothkopp. Dessen gegenständliche Bilder zwingen zum genauen Hinsehen. Erst dann treten aus der scheinbar monochromen Leinwand Porträts und Models wie aus einem Nebel hervor.
Grothkopp, 1969 in Bergen, Rügen, geboren und Meisterschüler von Max Uhlig, setzt das Thema Mensch in unerwarteter Weise malerisch um. Bei längerer Betrachtung verdichten sich die hauchzarten Bilder und warten mit einem erstaunlichen Reichtum in Detail auf.
Die Werke können nach telefonischer Absprache unter 56 03 29 32 bis zum 20. November besichtigt werden.


Manfred Strecker: Erotische Verheißung. Beaugrand Kulturkonzepte in neuem Domizil, in: Neue Westfälische, 6. Oktober 2005.


Bielefeld. Die Bilder des Berliner Malers Jörn Grothkopp haben eine eigenartige Eigenschaft. Die Leinwände begegnen dem Betrachter in fast monochromem Weiß. Man muss sie fest in den Blick nehmen, bevor die Motive erscheinen. Dann tauschen sie wie aus einem Nebel, die Gesichter von Tina, Ana oder Lilly oder wie die Frauen auch sonst heißen mögen, denen der Maler seine Aufmerksamkeit lieh – rot geschminkt der lächelnde Mund, wie geöffnet in verführerischem, laszivem Ausdruck die Augen.
Mit Grothkopps neuen Bildern unter dem Ausstellungstitel „Depart“ eröffneten Fachhochschulprofessor Andreas Beaugrand und seine Frau Georgia das neue Domizil der Kunst- und Ideenwerkstatt Beaugrand Kulturkonzepte, die bislang unterm Dach in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Mittelstraße untergebracht war.
Vor wenigen Monaten hat der 45-jährige Beaugrand, in der Bielefelder Kunstszene bekannt geworden durch viele Jahre seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Kunstvereins, mit seiner Familie eine ehemalige Fabrikantenvilla und das frühere Pfarrershaus der Paulus-Kirchengemeinde im Viertel rund um den Ostmannturm bezogen. Das Anwesen besticht durch ein weiterstrecktes, nicht bebaubares Gartengrundstück, gelegen an einem öffentlichen Fußweg von der Paulusstraße ins Viertel um den Ostmannturm. Das Gelände bietet die Gelegenheit zu einem großzügigen Skulpturenpark, den die Beaugrands anlegen wollen.
Grothkopp, Künstler der ersten Kulturbegegnung in den neuen großbürgerlich geschnittenen Räumen, wurde 1969 auf Rügen geboren. In Dresden, wo er von 1992 bis 1999 studierte, war er Meisterschüler Max Uhligs. Verglichen mit dessen expressiver Malerei, dessen aus Hieben und heftigen Strichen entwickelten Figuren und Porträts, wirken die jüngsten Bilder des Schülers arg aus der Art geschlagen. Seine Frauen, in Antlitz und ebenfalls betörendem Akt, legt Grothkopp als Schemen, geradezu als Phantasmen an, jedoch mit einer subtilen zeichnerischen und farblichen Differenzierung, sodass sich dennoch bei näherem Hinschauen ein deutliches Bild ergibt.
Nicht oft sieht man es so pointiert: Kunst inszeniert Epiphanien, Erscheinungen. Nichts schätzen wir daran so sehr wie die erotische Verheißung.


Matthias Gans: Zeugnisse von Mütterlichkeit. Beate Haupts Madonnenbilder und -plastiken werden an drei Orten ausgestellt, in: Westfalen-Blatt, 9./10. April 2005.


Bielefeld. Durch den jüngst verstorbenen Papst hat die Marienverehrung nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch darüber hinaus an Bedeutung gewonnen. Nun scheint auch in der bildenden Kunst das Genre der Madonnendarstellung wieder auf Interesse zustoßen.
Die in Braunschweig lebende und arbeitende Malerin Beate Haupt hat die Gattung in ihren Bildern und Plastiken aus zwei Perspektiven zu ihrem ureigenen Thema gemacht. Einerseits greift sie in ihrer Kunst auf die jahrhundertealte Tradition solcher Darstellungen zurück. Andererseits gestaltet sie auch aus ganz privater, persönlicher Sicht: als Mutter eines Sohnes.
Bis zum 22. Mai werden ihre Arbeiten nun in Bielefeld an drei verschiedenen Orten ausgestellt: In den Kulturkonzepten von Andreas Beaugrand, in der Neustädter Marienkirche und im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF).
Haupts Arbeiten überraschen, weil sie von sinnlicher Qualität und gleichzeitig von einem hohen Grad an Abstraktion zeugen. Ihre Gemälde zeigen äußerst pastose, daumendicke Ölaufträge, die erst bei längerem Hinsehen Gestalthaftigkeit erkennen lassen. Gleichen Ölauftrag kennzeichnen auch ihre aus Leinen und Draht gefertigten Madonnenplastiken. Nie ist ein Gesicht deutlich zu erkennen, beinahe roh und brutal wirkt die Physiognomie ihrer Madonnen. Wäre da nicht die große Zärtlichkeit ihrer Haltung, in der die Gottesmutter das Christuskind trägt, schützend, manchmal auch dem gläubigen Betrachter darbietend. Über diesen Habitus ihrer Madonnen, die zuweilen von einem Gewand umschlossen sind wie von einem Heiligenschein, erreicht die Künstlerin eine intensive Ausdruckskraft und Individualität. Und hier ist in Haupts Kunst die Schnittstelle von Ikone und bildnerischer Stilisierung von Mütterlichkeit. Andreas Beaugrand: „Ihr geht es in ihrer Kunst um die Mutterschaft im Allgemeinen, um ihre eigene Mutterschaft im Besonderen und um die kunsthistorische wie aktuelle Möglichkeit, eine Mutter-Kind-Beziehung künstlerisch-bildend zum Ausdruck zubringen.“ Pikanterie am Rande: Mit der Neustädter Marienkirche wurde ein evangelisches Gotteshaus als Ausstellungsort gewählt. Für Pfarrer Alfred Menzel nichts Ungewöhnliches. Finden sich auch heute noch Mariendarstellungen in dieser Kirche, die zu den Ausstellungsstücken in einem Spannungsverhältnis stehen.
Ausstellungsorte: Beaugrand Kulturkonzepte: Besichtigung bis 22. Mai nach Voranmeldung, Tel. 0172-5219733; Neustädter Marienkirche: Vernissage am Sonntag, 10. April, im Rahmen des 10 Uhr-Gottesdienstes.
Besichtigung bis 15. Mai täglich von 10 bis 18 Uhr; ZiF: Eröffnung am Sonntag, 10. April, um 17 Uhr (bis 4. Mai). Telefon: 0521-106-2793.


Uta Jostwerner: Unermüdliche künstlerische Selbsthinterfragung. Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert Selbstporträts von Gerald Zschorsch, in: Westfalen-Blatt, 29./30.1.2005.


Bielefeld. Bei Beaugrand Kulturkonzepte prallt der Besucher wieder mal auf Köpfe. Es sind die Selbstporträts von Gerald Zschorsch, dem Poeten, der bei Suhrkamp zahlreiche Gedichtsbände veröffentlichte und der als Zeichner von der namhaften Galerie Brusberg vertreten wird. „Selber mit mir“, „Selber inmitten“ oder „Selber ohne Alles“ – jedes Porträt trägt solch poetische Hinweise. „Standortbestimmungen“ nennt der Künstler sein unermüdliches Selbstporträtieren.
Klare Positionen zu beziehen und den eigenen Standort immer wieder neu zu bestimmen, ist ein Merkmal, welches das Leben von Gerald Zschorsch stark bestimmt und geprägt hat. Nicht immer zu seinem Wohl.
Weil er als jugendlicher Dissident Hetzbilder auf den DDR-Staat sang, saß er mehrere Jahre hinter Gittern. 1974 wurde der 1951 im Vogtland geborene Zschorsch von der Bundesrepublik freigekauft, studierte Philosophie in Gießen und ließ sich schließlich als freischaffender Literat und Zeichner in Frankfurt am Main nieder.
Die Schatten, die ihn nachts einholen, bannt Zschorsch mit Zeichenstiften auf Packpapier, Karton und aufgeschlitzte Tüten. Mit markantem Schwung legt er die Gesichtszüge in SCharz fest und koloriert nur enige Partien aus. Häufig sind des die Augen, die stets als ungleiches Paar erscheinen und die etwas über den Gemütszustand verraten. Zeichen und Symbole fließen ein und bieten jede Mange Imaginationsraum.
Die Austellung läuft bis zum 27. März und kann nach telefonischer Absprache unter 0172/5219733 besichtigt werden.


tig.: Die immer wieder neue Frage nach dem Selbst. Eine Ausstellung mit Werken von Gerald Zschorsch bei Beaugrand Kulturkonzepte, in: Neue Westfälische, 12./13.2.2005.


Bielefeld. „Die Frage nach dem eigenen Selbst löst bei vielen Menschen Verwirrung aus,“ sagt Andreas Beaugrand, Macher der Beaugrand Kulturkonzepte in Bielefeld. Einer, der sich jeden Tag intensiv mit sich und seinem Umfeld beschäftigt, ist Gerald Zschorsch. Tagsüber zeichnet er, nachts schreibt er – er schläft nie.
Seine Zeichnungen mit Titeln wie „Selber. Mit mir“ oder „Krieg. Selber“ sind bis zum 18. März bei Beaugrand Kulturkonzepte ausgestellt. Auf Holz, Pappe oder Packpapier ist dort immer wieder das gleiche Gesicht zu sehen: „Zschorsch hat nur Selbstportraits gezeichnet“, erklärt Beaugrand. „Und stets schaut er darauf nach rechts.“
Die Zeichnungen seien sonderbar und außergewöhnlich tiefgründig, ständig sei auf ihnen etwas Neues zu entdecken. „Um die direkte Wirkung der Bilder zu erhalten, haben wir in der Ausstellung auf großartiges Beiwerk, auf Glas und Rahmen verzichtet“, so Beaugrand. Die meisten Bilder hängen schlicht an der Wand, einige wurden in einfache Holzkästen gepackt.
Der Zeichner und Schriftsteller „ist ein DDR-BRD-Grenzgänger“, so Beaugrand. 1951 in Elsterberg im Vogtland geboren, protestierte Zschorsch in den 1960er Jahren in der DDR mit Gitarre und Gesang gegen die Verlogenheit der Gesellschaft. Bei einer dieser Aktionen wurde er verhaftet und 1974 nach mehreren Jahren Haft von der BRD freigekauft.
Seine Werke behandeln immer wieder die Frage nach dem „Selbst und Selber“, setzen sich mit Menschen, Städten und Gefühlen auseinander und fordern dazu auf, sich über das eigene Leben bewusst zu werden.
„Jeder Mensch pielt täglich viele verschiedene Rollen“, sagt Beaugrand. In Beruf und Privatleben stelle er ständig andere Figuren dar, sei über- oder untergeordnet, gebe oder empfange. Es sei wichtig, jede dieser Rollen zu hinterfragen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. „Gerald Zschorsch gibt mit seinen Arbeiten einen wunderbaren Anstoß, sich mit ihm und dadurch mit sich selbst zu beschäftigen.“

Gerald Zschorsch: Selbst und Selber. Arbeiten auf Papier, Beaugrand Kulturkonzepte, bis 18. März 2005, Geöffnet nach Vereinbarung: andreas@beaugrand-kulturkonzepte.de, 0172/5219733. www.beaugrandkulturkonzepte.de.


Wolfgang Ueding: Ketzer-Schnitzer. Lutz Friedels Holzköpfe und Andreas Beaugrands Dickkopf, in: Ultimo. Bielefelds Stadtillustrierte, Nr. 24/2004,
S. 9.


Ruft! Ihn! An! Sonst kommt ihr nicht rein. Was seit etwa einem Jahr hinter einer großen Stahltür im Dachgeschoß des alten Bielefelder Zoll-Amts (Mittelstraße 10) veranstaltet und ausgestellt wird, ist nur nach telefonischer Voranmeldung zugänglich. Bis zum 9. Januar etwa (unter 0172-5219733) Bilder und Skulpturen von Lutz Friedel als „Walhall der Nichtse“.
Nanu? Ein Ruhmessaal als Jahresabschluss eines Privaten Kulturprojekts? Ist das etwa kalauernde Selbstkritik, oder ging da nur wieder der Hang zum Wortspiel mit dem Impressario durch? Oder dem Künstler selbst?
Lutz Friedels Bielefelder Werkschau der „Bilder aus dem Kopf“ teilt sich einen schönen Katalog mit Kirchenstationen in St. Gallen und Wismar sowie der Galerie Berlin. Und sie bietet sich besonders an, die experimentelle Kunst-Praxis „Beaugrand Kulturkonzepte“ mal wieder – oder erstmals – zu besuchen.
Erstens einfach aus Tradition. 2002, als Andreas Beaugrand noch Geschäftsführer des Bielefelder Kunstvereins war, stellte er schon einmal ein paar mit der Kettensäge behauene Holzköpfe Lutz Friedels in seinen Museumshof. Heute, nachdem sich das Büro des FH-Professors in eine mittlerweile ziemlich gut gehende Ausstellungsmacherei verwandelt hat, erzählen die geradezu inszeniert aufgestellten neuen Köpfe
Geschichten von abweichendem Verhalten, von Durchsetzungsvermögen und von Intrigen.
Eingeweihte könnten versucht sein, die Gegner, die sich der umtriebige Beaugrand in 16 Jahren lokalem Kulturbetrieb gemacht hat, hier aufgehängt zu finden. Das soll man aber nicht tun.
Machte Lutz Friedel bloß platte Würdenträgerkritik, weil alle seine „Ketzer“-Kopffiguren so hohe Kardinalshüte tragen? Oder ist es eine kompliziertere Honoratiorenverhaue, weil die Ketzer, trotz aufgemalter Mimik und manchmal klaffender Münder, doch immerzu stumm bleiben? Trotzig nichts sagend, nicht aber nichtssagend.
„Ich hatte da einen Stamm Kiefer“, erzählt Lutz Friedel, „etwa 30 Zentimeter Durchmesser, zu schmal für einen Kopf, zu schade für den Ofen.“ Dazu hatte er allerlei Kirchenfürsten aus der Kunstgeschichte im Kopf, schreiende Päpste, frömmelnde Kardinäle, verschwörende Ketzer, und ein „Abweichler“-Pressefoto aus der chinesischen Kulturrevolution. Der sitzt ergeben mit einem hohen „Spotthut“ am Pranger und erwartet seine Hinrichtung.
So geht das immer bei Friedel zusammen: erst ganz viel Kultur- und Zeitgeschichte und Zitaten-Geklingel im Kopf, und dann schlägt er sich das eher ruppig aus dem Kopf ins Material hinein, mit Kettensäge und Lötlampe. Bei Metall müsse man zu viel planen, für Steine fehle ihm die handwerkliche Ausbildung, bei Gips könne man nicht ungestüm sein. Nur das Holz erlaube die direkte Aktion, die schwer widerrufbare Entscheidung.
So entschieden sinnlich, und so ausgedacht hintergründig mag das auch Andreas Beaugrand. Unangepaßte Einzelkämpfer ohne eine modisch heraushängende Gestaltungstheorie, aber durchaus mit dem Abendland unter dem Arm, stellt er am liebsten aus. Sicher nicht für die Massen, aber für jeden, der sich wenigstens die Mühe eines Anrufs macht. Und den frischen Kaffe zu schätzen weiß.
Deshalb kränkt es den Kulturkonzeptler auch, wenn die „geladenen Gäste“ manchmal frotzeln, es sei hier doch wohl ein bißchen elitär. Und sich dann beschweren, daß es auf der letzten Eröffnung keine Suppe gab, sondern nur Knabberwerk. Oder gar Probleme damit haben, dass man hier keinen Eintritt zahlt, aber Kunst und Kataloge kaufen kann. Ein „Ketzer“ liegt bei 4000 Euro.
Mal sehen, was es auf der nächsten Ausstellungseröffnung als Sättigungsbeilage gibt. Zum 1. Dezember ziehen Lutz Friedels Köpfe und Bilder („103 Möglichkeiten, die Zeit tot zu schlagen“, übermalte Ausstellungsplakate mit Selbstbildnissen als Goya, Danton, Magritte oder der Tod ...) um. Im Hauptkonzeptbüro hängen dann nichtgegenständliche Malereien zum Thema „Licht“ von Willi Pramann.
Der wird an diesem Tag 95 Jahre alt und war bis 1975 Professor an der FH-Vorgänger-Akademie. Heute hat Andreas Beaugrand Pramanns Seminarräume in der FH. Da ist es verständlich, dass dem großen Sohn der Stadt die kleinste Kunsthalle die Torte dekoriert und das Ständchen bringt.
Außerdem passt es zu dem Konzept vom „Lebensraum für Kunst“, dass hier nicht nur Studenten sich zu Seminaren treffen, Kinder malen lernen und Künstlerfreunde mit dem Bürochef diskutieren, warum die Website (www.beaugrand-kulturkonzepte.de) bisher so wenig Gästebucheinträge hat. Das liegt, wie so viele Mißstände der Bielefelder Kunstszene, an der fehlenden Verlinkung.
Noch nicht richtig im Netz, aber erstaunlich lebendig kann hier auch die ältere Generation jenseits röhrender Hirsche ihre Helden feiern. Und alle Generationen stehen staunend vor der langen Reihe von Katalogen, die die „Kulturkonzepte“ in nur einem Jahr, meist zusammen mit auswärtigen Kunsthäusern zu Stande brachte.


Manfred Strecker: Bilder der Behinderung. Kulturbegegnung bei Beaugrand Kulturkonzepten, in: Neue Westfälische, 14.10.2004.


Was darf die Kunst, was darf Fotografie zeigen? Darf sie beispielsweise Behinderte abbilden?
Bei der 7. Kulturbegegnung der kulturellen Beaugrand Kulturkonzepte ist eine heftige Kontroverse bereits vorgezeichnet. Ab Freitagabend zeigt Prof. Andreas Beaugrand in einer Ausstellung „Bilder der Behinderung“; auf einer Tagung am Dienstag, 26. Oktober, werden die ethischen Dimensionen dieser Fotoästhetik diskutiert.
Die Ausstellung „Anders. Bilder der Behinderung“ wurde von Studenten von Fritz Haase, bis 2002 Professor für Fotografie und Design an der Hochschule für Künste Bremen, erarbeitet. Nach Stationen in Bremen und München sind die Fotografien jetzt in Bielefeld zu sehen. Sie zeigen Behinderte beim Feiern, setzten sich in konzeptionellen Arbeiten mit dem Thema Legasthenie auseinander, bilden missgestaltete Föten aus der pathologischen Sammlung der Berliner Charité ab oder vermitteln beschauliche Alltagsszenen aus dem Dorf Geel in Belgien, das überwiegend von Behinderten bewohnt wird.
„Man muss die Menschen mit solchen Bildern konfrontieren“, sagt Stefan Heiner, von 1991 bis 1994 Leiter des Informationszentrums Epilepsie an der Herforder Straße bei einer Pressevorstellung des Projekts. Ursula Jung, Vorsitzende des hiesigen Ortsverbands Legasthenie NRW, ist da anderer Meinung. Sie versetzt sich in die Lage behinderter Menschen und stellt sich die Frage, würde ich an ihrer Stelle in meiner abweichenden Kreatürlichkeit gerne so gezeigt werden? Auch Jung ist für Aufklärung, vor allem darüber, das keiner, unbehindert oder behindert, irgendeiner körperlichen Norm genügt, doch mit anderen Mitteln.
Die Tagung am 26. Oktober, veranstaltet in Kooperation mit dem WDR, stellt in den Morgenstunden von 9 bis 12 Uhr Filme aus der Reihe „Kinderzeit“ zur Diskussion, am Blockseminar „Fotografie und Anderssein“ am Nachmittag von 14 bis 18 Uhr beteiligen sich unter anderem die Bielefelder Fotografen Hermine Oberück, Uschi Dresing, Veit Mette und Paul Hertjens. Auch Studenten vom Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld sind mit von der Partie. Beaugrand erhofft sich eine Fortsetzung des Haase-Projekts aus Bielefelder Perspektive.
Anders. Bilder der Behinderung. Eröffnung Freitag 15.Oktober, 19 Uhr. Beaugrand Kulturkonzepte, Mittelstraße 10. Geöffnet in den folgenden Tagen nach Vereinbarung. Für die Teilnahme an der Tagung ist ebenfalls unter der Rufnummer 0172-5219733 eine Anmeldung erforderlich.


Manfred Strecker: Rührig zum Erfolg: Andreas Beaugrands „Kulturkonzepte“ gut gestartet; in: Neue Westfälische, 26.8.2004.


Noch nicht einmal ein Dreivierteljahr ist es her, als der ehemalige Kunstvereinsgeschäftsführer Professor Dr. Andreas Beaugrand sein Kreativbüro „Kulturkonzepte“ gründete, längst zeichnet sich ab: Der Laden läuft.
Bis Ende des Jahres wird Beaugrand an der Produktion von allein zehn Kunstbüchern und -katalogen seinen Anteil haben, wenn nicht gleich die Initiative zu diesem oder jenem dieser Bände von ihm gekommen ist.
So viele Aufträge – das ist um so erstaunlicher, als in der Kulturszene derzeit das Geld nicht minder knapp ist als anderswo. Beaugrand überzeugt die Künstler eben, seine Einführungen kommen an, weil er nicht blasierten und blässlichen Kunsthistoriker-Jargon schreibt, sondern die kulturelle Zeitlage ins Spiel bringt, dabei eigene Erfahrungen, Wertungen und persönliche Bewegtheit nicht verschweigt.
Manfred Mayerle zum Beispiel gehört zu diesen geneigten Künstlern. Mayerle kommt von München nach Bielefeld, den Kofferraum voller Skizzenbücher, um im Domizil der Kulturkonzepte in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Bielefelder Mittelstraße zusammen mit Beaugrand die passenden Arbeiten für ein Kunstbuch herauszusuchen.
Für den Münsteraner Künstler Wolfgang Troschke – der selbst und dessen Schüler gelegentlich im Museum Waldhof zu Gast gewesen waren – lotet Beaugrand die Wahrheit in der Tiefe seiner Bilder aus, der Katalog erschließt eine umfangreiche Ausstellung Troschkes im Kunst-Museum Ahlen, die dort am 9. September eröffnet wird.
Der in Nordbaden lebende Künstler Michel Meyer, über den Beaugrand eine launige Kunst-Deutung verfasst, war ja ohnehin schon einmal in Bielefeld gewesen – als Jazz-Musiker zum Auftritt in Zweischlingen; das ist so vor um die 20 Jahre mehr oder weniger geschehen.
Und den Künstler Wolfgang Tiemann, der aus Eickhorst, Kreis Minden, stammt, hat Beaugrand mit einer Ausstellung bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Price Waterhouse Coopers, Niederlassungen Osnabrück, gut eingeführt. Tiemann zeigt dort seine Arbeiten zum „Mythos des Daidalos“.
Beaugrand, geboren 1960 in Hamm, bekleidet am Fachbereich Gestaltung der Bielefelder Fachhochschule eine Professur für die Theorie der Gestaltung – eine halbe Stelle nur, was vom Zeitbudget her gesehen seinem Kreativbüro „Kulturkonzepte“ zu Gute kommt, aber andererseits bei halbem Gehalt auch Rührigkeit verlangt, um – mit Frau und Tochter – auf die Lebenskosten zu kommen. Knapp fünfzehn Jahre hatte Beaugrand für den Bielefelder Kunstverein gearbeitet, die meisten davon als Geschäftsführer, bevor dieser sich von ihm – alles andere als unzufrieden mit dessen Arbeit, im Gegenteil – im vergangenen Jahr überraschend trennte.
Was Beaugrand dort für die Bielefelder Kunstszene geleistet hat, setzt er mit seinen „Kulturkonzepten“ fort – zum Nutzen und Frommen der Künstler.
Der aus Polen stammende Maler Marek Bieganik, der seit 1993 in Bielefeld lebt, hat das unlängst erfahren. Zusammen mit dem Westfalen Verlag hat Beaugrand das erste Buch über dessen Werk und seine Kunst,deren Stil man pathetischen Realismus nennen könnte, herausgebracht; Bilder Bieganiks sind – auf Anmeldung – im Kreativbüro der „Kulturkonzepte“ an der Mittelstraße noch bis zum 31. August zu sehen.
Dort an der Mittelstraße plant Beaugrand auch eine Ehrung eines der großen alten Meister der Kunst im Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld, des Malers Willi Pramann, der über Jahrzehnte als Hochschullehrer gewirkt hat und unermüdlich am eigenen Werk weiter arbeitet. Pramann wird am 1. Dezember 95 Jahre alt, dann wird in den Räumen der „Kulturkonzepte“ im Kreis der Freunde und der weiterhin treuen Schülerinnen und Schüler gefeiert; die ausgestellten Werke dort sind dann ab dem 3. Dezember für einige Wochen zu besichtigen.
Eine schiere Galerie macht Beaugrand in seinen Räumen aber nicht auf, auch wenn dort – natürlich – Bilder hängen. Die „Kulturkonzepte“ bleiben ein Kultur- und Kreativbüro für Projektplanung und Projektverwirklichung im Kulturbereich. Im Oktober wird Beaugrand dort – auch in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen – drei Tagungen veranstalten, auf denen etwa der Frage nachgegangen werden soll, inwiefern man Behinderte, so in der Fotografie, zum Motiv von Kunst machen darf.
Auch in Stadt und Öffentlichkeit macht sich die Projektarbeit der „Kulturkonzepte bemerkbar. Im Juli belebte Beaugrand das „Amerikahaus“. Studenten vom Fachberreich Gestaltung zeigten in dem Gebäude 25 Arbeiten zum Thema „Wohnen“ unter dem Titel „Heute schon gewohnt“ ...?“ Beaugrand knüpfte bei dem dreiteiligen Projekt außerdem an die schon im Kunstverein aufgelegten Klangkunstperformances im öffentlichen Raum, der Reihe „Achtung, Lautstelle“, an. Und er ließ den Künstler Malte Lück eine Unzahl von Badelatschen aufreihen, eingefärbt im Gelb eines Haltestellenzeichens, ein großes „H“ aufgedruckt – Titel; „Wir wollten weiter, doch der Bus kam nicht.“ Beaugrand nennt dieses kulturelle Großprojekt insgesamt „Neues Leben für den ‚Nicht-Ort’ Neumarkt“. Leben kann der Neumarkt brauchen.


Uta Jostwerner: Begegnungen in lockerer Atmosphäre. Beaugrand Kulturkonzepte präsentiert Marek Bieganik, in: Westfalen-Blatt, 21.6.2004.


Jedem Ende wohnt ein Neuanfang inne. Uns was am Anfang als Schaden oder Verlust empfunden wird, erweist sich im Nachhinein oftmals als Glücksfall. Zugegeben, eine doch recht banale Alltagssentenz, die im Falle Andreas Beaugrand jedoch greift.
Als der Vorstand des Kunstvereins im vergangenen Jahr auf Wandel setzte und seinen rührigen Geschäftsführer Beaugrand nach 15 Jahren entließ, beschloss dieser, aus dem anfänglichen persönlichen Debakel das Beste zu machen und seinem ideenreichen Wirken um die Kunst und Kultur ein eigenes Profil zu verleihen. Das „Kind“ erhielt den Namen „Beaugrand Kulturkonzepte“ und hat sich im Laufe eines halben Jahres offenbar prächtig entwickelt.
Unter dem Motto „Kulturbegegnung“ lud Beaugrand mehrfach zur Präsentation aufstrebender sowie etablierter Künstler ins neue Domizil an der Mittelstraße 10 ein. Hier, in einem weitläufigen und grundrenovierten alten Lagerraum des ehemaligen Zollamtes hat der 44-Jährige einen Lebensraum für die Kunst etabliert. Kunstpräsentation und Kunstvermittlung, Austausch, Kontaktpflege, aber auch Geselligkeit bei Wein und italienischen Spezialitäten sind die Eckpfeiler, auf denen Beaugrand sein Konzept begründet. Wenn’s, wie jüngst im Falle der Einzelausstellung mit Werken von Marek Bieganik, kurz und knackig formuliert werden soll, dann bringt der Professor für die „Theorie der Gestaltung“ sein Anliegen auch schon mal wie folgt auf den Punkt: „Hier soll die Kunst und Kultur der allgemeinen Depression entgegen gesetzt werden.“
Konkret vertritt und fördert „Beaugrand Kulturkonzepte“ viel versprechende Künstler und Künstlerinnen, zum Teil auch aus dem Fachhochschulbereich. Er vermittelt und organisiert Ausstellungen auch überregional wie die von Manfred Mayerle im Stadtmuseum Deggendorf, die von Michel Meyer im Mannheimer Kunstverein oder die von Matthias Poltrock im Sommertheater Detmold, um nur einige zu nennen.
Weiterhin lässt er die Öffentlichkeit in Buchveröffentlichungen und Katalogen an seinem gewachsenen und umfangreichen Wissen über die Kunst teilhaben. Darüber hinaus ist er an der Planung diverser Kulturprojekte beteiligt, aktuell zeichnet er mit verschiedenen Aktionen für „Ab in die Mitte 2004: City im Aufbruch“ mitverantwortlich, wobei er Studierende des Fachbereichs Gestaltung gezielt mit einbindet.
Theorie- und Praxisverschränkung sind ihm seit jeher wichtig und spiegelten sich schon zu Kunstvereinszeiten in seinem Wirken wider. Nicht zuletzt setzt Andreas Beaugrand immer wieder seine reichen Kontakte ein, um Bündnisse für die Kunst zu schmieden. So erschien zur Bieganik-Ausstellung ein informativer und repräsentativer Katalog im Westfalen-Verlag – eine bleibende Visitenkarte für den Künstler, über die Dauer der Ausstellung hinaus.
In seinen Werken offenbart Bieganik eine Authentizität, die ihn als gereiften Künstler mit einer eigenständigen Handschrift ausweist. Emotionale und schöpferische Ausdruckskraft materialisieren sich in Form, Farbe und kühner Komposition der mal dem Informell, mal der abstrakten Malerei zuzuordnenden Gemälde. Über die Entstehung seiner Bilder sagt der gebürtige Pole, der seit 1992 in Bielefeld lebt: „Die Idee eines Bildes entsteht nicht sofort. Man trägt sie bis zur Vollreife. Manchmal ist der Prozess kurz, manchmal dauert es Jahre. Infolgedessen – durch den emotionalen Druck des Bildes- kommt der innere Zustand des Malers zum Vorschein.“


Kunstforum International, Band 169, 3/4 2004:


Prof. Dr. Andreas Beaugrand, Dozent für Theorie der Gestaltung an der FH Bielefeld, hat ein „praktisches Forschungsfeld“ konzipiert. Es nennt sich „Beaugrand Kulturkonzepte“ und soll „aktuelle Gesellschaftsströme“ aufgreifen. Dabei geht es nicht nur um „Aspekte der Medien- und Designtheorie, der Kunstwissenschaft, Sozial- und Kulturgeschichte“, sondern auch um die Vermittlung von „Schreibtechnik und Textgestaltung“. Statt „Kulturevents“ auszurichten, wie es sie „in Hülle und Fülle“ gäbe, zielt Beaugrands Ansatz „auf Kulturvermittlung mit sinnstiftendem Inhalt“.


Manfred Strecker: Über Kultur nachdenken. Andreas Beaugrand richtet in Bielefeld eine Kreativwerkstatt ein, in: Neue Westfälische Nr. 291, 15.12.2003.


Bielefeld. Sucht man nach einem Namen für eine Unternehmung, ist der eigene oft passabel, zugkräftig und klangvoll genug. „Beaugrand ist Beaugrand“, sagt Prof. Dr. Andreas Beaugrand. Zu Recht, nachdem er 15 Jahre lang den Bielefelder Kunstverein als Geschäftsführer organisiert, geprägt und auf eine wirkungskräftige Weise in das gesellschaftliche Geflecht der Stadt gewirkt hat, wie es kaum von jemand auf halber Stelle sonst zu erwarten gewesen wäre. Weil nach Ansicht des Vorstands einmal Wandel sein sollte, trennen sich zum Jahresende die Wege des Bielefelder Kunstvereins und seines Geschäftsführers. Neben seiner halben Professur am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld, die er seit 2001 inne hat, verlegt sich Beaugrand auf „Beaugrand Kulturkonzepte“ – schwierig, genau zu bezeichnen, und selbst ein Experiment – bilden ein Labor, eine Ideenwerkstatt für die Praxis der Gestaltung. Beaugrand knüpft dabei an Erfahrungen aus der Arbeit beim Kunstverein an. Ausstellungsmanagement ist ein Praxisfeld der Gestaltung mit wachsender Bedeutung; fürs Foyer des neuen Sommertheaters Detmold entwirft er das künstlerische Konzept. Gestaltungsaufgaben stellen sich ebenso beim Publikationsmanagement; für den Maler Reinhard Lange aus Hameln stellt Beaugrand mit dem ehemaligen Bielefelder Grafik-Designer Gerd Fleischmann gerade das Werksverzeichnis der Bilder, Zeichnungen und Druckgraphik zusammen, das im Herbst 2005 erscheinen soll. Was die atmosphärisch einladende, weiträumige neue Kreativwerkstatt unterm Dach des ehemaligen Bielefelder Zollamts in der Mittelstraße hervorbringen wird, ist aber nicht abzusehen. Sie steht Leuten zum anregenden Gespräch, Teams und Workshops offen, die Kulturprojekte über Ostwestfalen- Lippe hinaus von der Idee übers Konzept bis zur konzeptionellen Reife entwickeln wollen. Wer Beaugrand kennt, seine Vorworte zu den Katalogen von vielen Kunstvereinsausstellungen gelesen hat, weiß, daß er den gängigen „Events“ eines nur lärmigen  Kulturbetriebs nicht vorarbeiten wird.
Andreas Beaugrand wurde 1960 in Hamm geboren. Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen ZVS hat ihn nach Bielefeld geschickt, wo er Geschichte, Philosophie und Germanistik studiert hat. Über das lippische Energieversorgungsunternehmen Wesertal hat er später in Geschichte promoviert, als er längst als Geschäftsführer des Bielefelder Kunstvereins arbeitete und die Kunst zu seinem Leitstern gemacht hatte.
Beim groß angelegten Ausstellungsprojekt „Industriearchitektur in Bielefeld“, eine umfassende Bestandsaufnahme 1987, war die wissenschaftliche Hilfskraft Beaugrand dem damaligen Kunstvereinsvorsitzenden Florian Böllhoff als initiativer junger Mann aufgefallen. Daraus ergab sich eine folgenreiche Verbindung. Von der Stadt erhielt der Bielefelder Kunstverein in den folgenden Jahren den historischen Waldhof als Ausstellungsstätte zur Bewirtschaftung, der bis dahin als „Kulturhistorisches Museum“ firmiert hatte. Was das verwinkelte mittelalterliche Gebäude seither innenarchitektonisch und ausstellungsdienlich an Großzügigkeit gewonnen hat, ist ein Verdienst des rührigen und kommunikativen, die Leute einbindenden Geschäftsführers Beaugrand – die Baumaßnahmen entstanden meist als Sachspenden von Handwerk und Industrie. Skulpturengarten, Künstlerfeste, Kontakte zu Fachhochschulen und zu den jungen Künstlern, und natürlich rund 115 Ausstellungen, von denen viele vom Kunstvereins-Beirat, viele von Beaugrand initiiert wurden, haben dem Kunstverein in diesen Jahren neues Publikum erschlossen. Bekannt wurde das Museum Waldhof bei Ausstellungsmachern weithin in der Bundesrepublik ebenso. Die Aussichten sind daher viel versprechend. Was aus dem Kunstverein geworden ist, läßt von „Beaugrands Kulturkonzepten“ einiges erwarten.