Zur Geschichte der Bielefelder Meisenstraße. 65 Von der NS-Kriegsmobilisierung zur Konversion


Andreas Beaugrand

Inhalt
Prolog
Militarismus, Aufrüstung und Kasernenbau
Das Heeresverpflegungsamt in der Meisenstraße
Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die britischen Streitkräfte in Bielefeld
Konversion. Die GAB Gesellschaft für Arbeit und Berufsförderung in der Meisenstraße 65

Prolog
„Adolf Hitler war zweifellos einer der größten, verhängnisvollsten und verbrecherischsten Täter der Weltgeschichte“, schreibt Jörg Fisch 2012 in der Neuen Zürcher Zeitung.(1) Tatsächlich hat Adolf Hitler, der Österreicher aus Braunau am Inn, mit seinen propagandistischen und diktatorischen Fähigkeiten Deutschland und die Welt in den gut zwölf Jahren seines „Tausendjährigen Reichs“ in Schutt und Asche gelegt und durch perfekt organisierten millionenfachen Mord, technisierten Krieg und ungeheure Gewalt Elend, Angst und Verzweiflung über die Menschheit gebracht, nachdem es ihm durch eine „Nationalisierung der Massen“(2) gelungen war, die Deutschen in den „Totalen Krieg“ (Propagandaminister Joseph Goebbels) zu führen.
Traumatisiert durch narzisstische Störungen in Kindheit, Jugend und Erstem Weltkrieg war Hitlers psychotischer, symbiotischer und ideologisierter Größenwahn – „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – von Anfang an auf Zerstörung ausgerichtet.(3) Bereits 1923/1924 hatte Adolf Hitler während seiner sogenannten „Festungshaft“ in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech in seinem politischen Grundlagenwerk, der Vernichtungsideologie Mein Kampf, zum Thema „Kriegspropaganda“ (6. Kapitel) das Folgende geschrieben: „Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll. Handelt es sich aber, wie bei der Propaganda für die Durchhaltung eines Krieges, darum, ein ganzes Volk in ihren Wirkungsbereich zu ziehen, so kann die Vorsicht bei der Vermeidung zu hoher geistiger Voraussetzungen gar nicht groß genug sein.“(4)

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 1.jpg"
Nationalsozialistischer Mythos aus Bielefeld: Horst Ludwig Wessel wurde am 9. Oktober 1907 als Sohn des Pfarrers der Pauluskirche in Bielefeld geboren und lebte mit seinen Eltern ein Jahr in der Kaiserstraße, die von 1933 bis 1945 Horst-Wessel-Straße hieß und heute August-Bebel-Straße heißt.(5) Unter mysteriösen Umständen war der Nationalsozialist, SA-Sturmführer und Texter des „Horst-Wessel-Liedes“, das sofort nach seinem Tod zur offiziellen NSDAP-Hymne wurde, am 23. Februar 1930 in Berlin ermordet und sofort als „Märtyrer der Bewegung“ für die NS-Propaganda eingesetzt worden.
Foto: Stadtarchiv Bielefeld

Auch Bielefeld und die Bielefelder erlagen der perfiden NS-Propaganda: Bei den Kommunalwahlen vom 12. März 1933 gewann die NSDAP fast die Hälfte aller Sitze im Rat, in Gadderbaum erhielt sie sogar 56,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zusammen mit ca. elf Prozent für die sogenannte Kampffront Schwarz-Weiß-Rot hatten damit gut zwei Drittel aller Bielefelder Wähler den Gegnern der Demokratie ihre Stimme gegeben:(6) Bielefelds Weg in die Katastrophe des Nationalsozialismus.

Militarismus, Aufrüstung und Kasernenbau
Nach dem Erlass des sogenannten Wehrgesetzes vom 21. Mai 1935 durch den „Führer und Reichskanzler Adolf Hitler“, „Reichswehrminister von Blomberg“ und „Reichsminister des Innern, Frick“,(7) begann umgehend die militärische Aufrüstung des nationalsozialistischen Deutschlands durch unzählige große Wehrmachtsaufträge an die deutsche Metall-, Textil- und Bauindustrie vergeben.(8) Ganz Deutschland wurde seitdem von einer ungeheuren Flut von Militäranlagen, Kasernen und Bunkern „überzogen“, so auch Bielefeld.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 2.jpg"
Der festlich geschmückte Bürgerpark mit einer Hitler-Projektion auf die Rudolf-Oetker-Halle am 30. April 1933, Hitlers Geburtstag, an dem der Park in Adolf-Hitler-Park umbenannt wurde.
Quelle: Stadtarchiv Bielefeld

Am 25. Juli 1935 wurde die Stadt Bielefeld durch den sogenannten Garnisonsvertrag wieder Garnisonsstadt. Die Stadt verpflichtete sich, „für eine Infanterie- und Artillerie-Kaserne in Stieghorst ca. 29,52 ha, für die Nachrichtenkaserne an der Oldentruper Straße ca. 8,75 ha, für die Unterkunft des Divisionsstabes an der Ravensberger Straße rd. 1,00 ha und für den Neubau eines Offizierheimes an der Osningstraße rd. 0,8 ha“ zusammen mit etwa 60 Hektar Land in Senne 1 als „Standortübungsplatz“ kostenlos dem Reich zu übereignen.(9)
Es folgte ein wahrer Bauboom in Bielefeld, nachdem im Sommer 1935 auch das Wehrmeldeamt Bielefeld eingerichtet worden war.(10) Zahlreiche Dienststellen des Heeres und Einrichtungen der Deutschen Wehrmacht wurden neu gebaut, anfangs noch unter der am 1. Juli 1934 gegründeten „Heeresneubauleitung Bielefeld des Heeresbauamtes Minden,“ vom 4. Juni 1936 unter der Leitung des zunächst gebildeten Heeresbauamtes I in Bielefeld, dem wenig später das Heeresbauamt II zur Seite gestellt wurde.(11)
So konnten Landrat Dr. August Beckhaus, Bielefelds Oberbürgermeister Friedrich Budde und NSDAP-Kreisleiter Fritz Himmerich schon am 14. September 1935 die auf dem Kasernenkomplex der Infanteriekaserne nördlich des Hellwegs erste neuerrichtete Kaserne feierlich eröffnen: die Wangenheim-Kaserne.(12)
Zur gleichen Zeit wurde auf dem benachbarten Gelände der Bau der Artillerieunterkünfte abgeschlossen und am 21. September 1935 eröffnet: „Der Komplex bestand aus dem Stabsgebäude, 3 Mannschaftshäusern, 1 Wirtschaftsgebäude, einem Geschützschuppen, 4 Fahrzeughallen, 1 Exerzierhaus, einer Werkstatt mit Waffenmeisterei sowie einigen Nebengebäuden;“(13) südlich davon befanden sich der Exerzier- und Richtübungsplatz. Seit dem 17. Dezember 1938 hieß dieses Areal Lauter-Kaserne, das ab März 1939 nochmals um „6 Mannschaftsbaracken, 2 Geschäftszimmer- und Kammerbaracken, 1 Wirtschaftsbaracke, 2 Badebaracken, 2 Fahrzeughallen und 1 Wache“ erweitert wurde.(14)
Am 10. Juni 1936 begannen die Umbauarbeiten des Brüntrup’schen Hofes (errichtet 1799) zur Heeresstandortverwaltung und der Neubau eines Verwaltungsgebäudes „an der heereseigenen Straße zwischen Wangenheim- und Lauter-Kaserne“ – früher Stieghorst Nr. 1, heute Lipper Hellweg – auf dem seit 1934 in Reichsbesitz befindlichen Kasernenge-lände. Die Baumaßnahmen waren im März 1939 abgeschlossen.(15)
Am 23. September 1935 begann auf einem neun Hektar großen Gelände an der Oldentruper Straße, die zwischen 1935 und 1945 Langemarckstraße hieß, der Bau einer Nachrichtenkaserne, der Ende 1938 abgeschlossen war und Langemarck-Kaserne genannt wurde. Gegenüber der neuen Kaserne wurde zeitgleich mit dem Bau eines weiteren Barackenlagers begonnen, das im August 1940 fertiggestellt war. Dort wurde des Weiteren drei Lagergebäude des Heeressnebenzeugamtes Bielefeld errichtet, ein viertes wurde wegen des Kriegsbeginns nicht mehr fertiggestellt.(16)
Im Oktober 1936 wurde mit dem Bau des Offizierskasinos an der Osningstraße begonnen (Fertigstellung am 19. Oktober 1938)(17) und am 2. August 1938 mit dem Bau des „Heeresnebenzeugamtes“ an der Oldentruper Straße (Fertigstellung von drei Lagergebäuden bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, dann Baustopp).(18)
Im August 1936 begann an der Detmolder Straße in Bielefeld-Sieker der Bau einer Infanterie-Kaserne, der im März 1938 abgeschlossen wurde. Die Kaserne wurde erst Rackow-Kaserne genannt und hieß seit Dezember 1939 Bülow-Kaserne.(19)
Für die Verwaltung der 6. Infanterie-Division, die zunächst provisorisch in den Gebäuden der 1929 errichteten Lessing-Oberrealschule (heute Helmholtz-Gymnasium) untergebracht war, errichtete man in der Ravensberger Straße 117 von Juli 1936 bis September 1937 ein neues Hauptgebäude, „flankiert im Osten durch das Kriegsgericht und im Westen durch das Wehrbezirkskommando,“ die zeitgleich entstanden.
1938 wurde schließlich mit dem Bau des Luftwaffenbekleidungsamtes am Stadtholz begonnen, das am 16. August 1940 fertiggestellt war. Für die etwa 1250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter errichtete man auf dem drei Hektar großen Gelände zwischen Stadtholz und Heeper Straße knapp 200 Wohnungen; weitere 90 Wohnungen waren für Heeresangehörige vorgesehen.(20)

Das Heeresverpflegungsamt in der Meisenstraße
Um die große Bielefelder Garnison mit ihren vielen Kasernen, militärischen Anlagen und die in ihnen stationierten Soldaten zentral mit Lebensmitteln versorgen zu können, gründete die Heeresstandortverwaltung in ihrem noch provisorischen Sitz in der Herforder Straße 21a am 1. Juli 1936 das Heeresverpflegungsamt, dessen zunehmend größer werdende Verwaltung seit dem 23. März 1937 zunächst in angemieteten Räumen der Firma Küster Nachf. in der Niedernstraße 23–25 residierte(21) und von hier aus die an verschiedenen Orten der Stadt angemietete Lebensmittel-, Rauhfutter- und Strohlagerhäuser betreute – etwa in der Herforder und Heeper Straße, in der Turnerstraße, am Ostbahnhof, an der Straßenbahnendstation Sieker, an der Pottenau u.a.m.(22)
Um diesen logistisch schwer zu bewältigenden Zustand zu verbessern, befahl die Wehrkreisverwaltung dem Heeresbauamt II am 22. Februar 1937 die den Neubau eines zentralen Heeresverpflegungsamtes.(23) Zu diesem Zweck erwarb die Heeresverwaltung von den Landwirten Meyer zu Ehlentrup und Meyer zu Sieker insgesamt gut fünf Hektar Land an der Meisenstraße,(24) um eines von seinerzeit weit über zweihundert Heeresverpflegungsämtern im Deutschem Reich nach gleichen Baumuster zu errichten.(25)

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb 3.jpg"
Das Heeresverpflegungsamt Bielefeld auf Kartenmaterial der US-Army: Der Ausschnitt aus der „Karte Bielefeld“ zeigt das Gelände an der heutigen Meisenstraße 65. Das Anschlussgleis zweigt von der Bahnstrecke Bielefeld–Lage nach Süden ab. Im rechten Ausschnitt der Karte ist das An-schlussgleis zur Ziegelei Hagemann in Bielefeld-Oldentrup zu sehen.
Maßstab: Der Abstand zwischen den Rasterlinien entspricht 1000 Metern.
Quelle: Digitale Kartensammlung in der Harold B. Lee Library der Brigham Young University, Provo, Utah, USA (https://home.byu.edu/home/, 25.7.2017)

Am 17. März 1937 begannen der Bau des Verwaltungsgebäudes, eines Dienstwohngebäudes, der „Rauhfutterscheune“(26) und der Kornspeicher von je 1.800 Tonnen Fassungsvermögen. Wie auch bei den anderen Bielefelder Militärbaustellen waren in der Meisenstraße zumeist regionale Baufirmen tätig.(27) Wegen des feuchten Baugrundes erwiesen sich die Arbeiten bei den Speichergebäuden als aufwendig, langwierig und teuer – weil die Fundamente besonders isoliert werden mussten und weil wegen der seit dem 1. April 1937 geltenden Kontingentierung des Eisenverbrauchs Baumaterial fehlte – eine Folge der kolossalen Aufrüstung des Deutschen Reichs.(29) Dennoch konnte bereits am 5. November 1937 das Richtfest eines Kornspeichers gefeiert werden, der am 1. Juli 1938 seiner Bestimmung übergeben wurde, die im Sinne der nationalsozialistischen Kunstvorstellung auch nach außen sichtbar gemacht wurde:

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 4.jpg"
Im nationalsozialistischen Kunststil dargestellte stilisierte Kornähren am Eingangstor zum Meisenstraßengelände aus dem Jahr 1938
Foto: Andreas Beaugrand

Die Stadt Bielefeld verpflichtete sich, für den Ausbau der Meisenstraße zu sorgen, mit der Deutschen Reichsbahn wurde ein Gleisanschluss (1435 mm) an das Reichsbahnnetz vereinbart. Im Heeresverpflegungsamt Bielefeld stand eine eigene Lokomotive für Rangierarbeiten zur Verfügung. Den Anfang machte 1939 eine kleinere Deutz-Lokomotive vom Typ OMZ 122 R, im Herbst 1941 folgte eine stärkere Deutz-Lokomotive (Köf II) vom Typ A6M 517 R.(30)

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 5.jpg"
Am 16. September 1941 wurde in die neue Deutz-Lokomotive 36683 auf dem Gelände des Heeresverpflegungsamtes in der Meisenstraße feierlich in Betrieb genommen.(31)
Foto: http://www.schmalspur-ostwestfalen.de (15.7.2017)

Bereits während der Bauzeit des heute Speicher I genannten Kornspeichers wurde der Bau des zweiten Kornspeichers begonnen (heute Speicher II) sowie die Errichtung von „zwei Mehlspeichern zu je 2.000 Tonnen Fassungsvermögen, ein Gemeinschaftsgebäude, ein Wohngebäude und eine Kraftfahrzeughalle“ beschlossen, was jedoch wegen des noch tobenden Zweiten Weltkriegs nicht mehr vollendet werden konnte. Darüber hinaus sollte eine Heeresbäckerei angegliedert werden, „deren Errichtung vom OKH genehmigt worden war, dann aber zurückgestellt wurde und letztlich nicht zur Ausführung kam,“(32) zumal Bielefeld mehrfach und insbesondere am 30. September 1944 Ziel alliierter Bombenangriffe gewesen ist.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die britischen Streitkräfte in Bielefeld
Das nationalsozialistische Deutschland stand inzwischen kurz vor der Kapitulation und die gesellschaftlichen und militärischen Organisationsstrukturen brachen auch in Bielefeld zusehendsin sich zusammen. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, war die US-amerikanische Armee bis zur Autobahn bei Lämershagen, Oerlinghausen und Windelsbleiche vorgerückt, am 2. April erreichte sie die Nordseite des Teutoburger Waldes und am 5. April 1945 „rückten die amerikanischen Truppen von Ummeln über die Gütersloher Straße frühmorgens um 6 Uhr auf Bielefeld vor.“ Nach einigen kleineren, aber im Detail tragischen Gefechten in Brackwede und Gadderbaum ergab sich die Stadt Bielefeld durch Pastor Karl Pawlowski, dem Leiter des Johannesstifts, der amerikanischen Armee, nachdem sich die NSDAP-Parteibonzen, die militärische Führung und die Polizeileitung aus der Stadt abgesetzt hatten und sich Oberbürgermeister Budde in einem Betheler Krankenhaus versteckt hielt.(33) „Die Einwohner der Stadt begannen, sich in diesen Tagen auf zu erwartende – noch – schlechtere Zeiten vorzubereiten und richteten ihre Begehrlichkeiten mehr und mehr auf die großen Bestände an Kleidung und Nahrungsmitteln des Luftwaffenbekleidungsamtes und des Heeresverpflegungsamtes an der Meisenstraße.“(34) Die noch verbliebene Polizei war machtlos, auch „Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene begannen mit der Plünderung von Häusern und Wohnungen.“

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 6.jpg"
„Bielefeld wird britische Zone: Am 8. April 1945 übernahmen die Briten Bielefeld und die Region in ihre Besatzungszone. Der Transport von schwerem Gerät der British Army gehörte schon bald zum alltäglichen Stadtbild.“ (Hans-Jörg Kühne)
Foto: NW, Rudolf Möller, mit Genehmigung von Nitschke Fotografen(35)

Am 8. Mai 1945 kapitulierte schließlich die deutsche Wehrmacht, die Katastrophe des Angst, Leid und Schmerz bringenden „Totalen Krieges“ eines Joseph Goebbels war vorbei.(36)  Mit ihrer Berliner Erklärung vom 5. Juni 1945 übernahmen die Alliierten kraft Besatzungsrechts die oberste Regierungsgewalt. In der Erklärung heißt es über die Stationierung alliierter Streitkräfte: „Sämtliche Waffen, Munition und Kriegsgeräte sowie militärische Einrichtungen und Anlagen und Einrichtungen des Verkehrs und des Nachrichtenwesens müssen in gutem Zustand zur Verwendung durch die Alliierten vorgehalten werden. Die Zerstörung, Beschädigung oder Verbergung der Einrichtungen, deren Eigentums und derer Archive und Akten ist verboten. Die Alliierten werden nach eigenem Ermessen Streitkräfte in einem Teil oder allen Teilen Deutschlands stationieren.“(37)
Für Bielefeld hatten die Alliierten vorgesehen, dass die Verwaltung des besetzten Gebietes durch die Briten erfolgen sollte: Bereits am 8. April 1945 übernahm deren Militärregierung unter der Leitung von Major Douglas Mac Olive die Kontrolle in Bielefeld, der bis 1951 im Amt geblieben ist und in chaotischen Zeiten für das zerstörte Bielefeld – zwischen Deutschen und Briten vermittelnd – Erstaunliches geleistet hat.(38)
Für die britischen Besatzungstruppen wurden nach und nach die Bielefelder Kasernen der Wehrmacht genutzt. Es wurde davon ausgegangen, dass eine britische Besatzung von 6000 Soldaten einschließlich 100 Offizieren und 400 Unteroffizieren in Bielefeld stationiert sein würde. Zusätzlich benötigte man etwa 250 Wohnungen für Angehörige. Im Sommer 1945 war die „Bülow-Kaserne an der Detmolder Straße 282/84 (…) wie die Langemarck-Kaserne an der Oldentruper Straße bereits mit Soldaten belegt, ebenso die Fröbelschule. Zur Verfügung standen darüber hinaus das Offizierskasino an der Osningstraße 40, ein Gebäude der früheren Gewerkschaften in der Schulstraße 10, das Haus des Wehrbezirkskommandos in der Sadowastraße 31 (heute Teutoburger Straße) und die Gebäude des früheren Divisionsstabs und Divisionsgerichts in der Ravensberger Straße 119/123. Zu den militärischen Einrichtungen rechneten auch das Heeresverpflegungsamt in der Meisenstraße und das Luftwaffenbekleidungsamt Am Stadtholz.“(39) Die Gutenbergschule und das Seidensticker-Firmenareal an der Herforder Straße sowie andere private Gebäude wie Hotels oder Villen wie etwa die Crüwell-Villa in der Bergstraße (heute Crüwellstraße) wurden freigehalten bzw. mit dem „Field Security Service“ besetzt.
Aus der Lauter- und Wangenheim-Kaserne der Wehrmacht wurden die Catterick Barracks,(40) in der bis heute ein Corps der British Army of the Rhine (seit 2013 Headquar-ter British Forces Germany, HQ I BFG) stationiert ist und bis 2015 das 7. Transport Regiment Royal Logistic Corp untergebracht war.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 7.jpg"
33 Hektar groß: Auf dem Areal der Catterick Barracks befinden sich neben Sportplätzen, Funktionshallen und Verwaltungsgebäuden vier Wohnblöcke, die erst 2003 und 2004 erbaut wurden.
Foto: Stadt Bielefeld, 2015

Gegenüber der ehemaligen Langemarck-Kaserne errichteten die britischen Streitkräfte später die Harrogate Barracks,(41) die 1994 geschlossen und zum Wohnquartier umgebaut wurden. Das Luftwaffenbekleidungsamtes Am Stadtholz wurde zunächst zu den Brixton Barracks, die später in Richmond Barracks(42) umbenannt, 1992 geschlossen und nach jahrelanger Nutzung durch die Fachhochschule Bielefeld und das Bundesministerium für Migration zum Lenkwerk umgebaut werden. Aus der Bülow-Kaserne schließlich wurden die Ripon Barracks,(43) die 1994 geschlossen wurden. Sie bieten heute Raum für die Georg-Müller-Schule, das Elfriede-Eilers-Zentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) OWL und ein neues Wohngebiet.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 8.jpg"
Die Ripon Barracks, bis 1945 die Bülow-Kaserne.
Foto: http://www.waymarking.com/gallery/image.aspx?f=1&guid=96aae74b-f831-42bf-a541-1a3a90cedf57 (15.7.2017)

Ein Teil des Kasernengeländes an der Ravensberger Straße wurde nach 1955 von der Deutschen Bundeswehr übernommen; in der Ravensberger Straße 117 befindet sich heute u.a. die Wehrdienstberatung. Aus der Langemarck-Kaserne wurden einerseits die Mossbank Barracks,(44) die 1993 geschlossen worden sind, und andererseits die heute noch bestehenden Rochdale Barracks,(45) zu denen im Laufe ihres Bestehens die Reeth Barracks(46) (1994 geschlossen) und die Redcar Barracks(47) gehörten. Dazu zählten auch das Areal an der Friedrich-Hagemann-Straße – heute das Gelände des Technischen Hilfswerks und anderer Industriebetriebe wie die Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH –, sowie das Gelände des ehemaligen Heeresverpflegungsamtes an der Meisenstraße, das die Briten bis 1994 als Depot(48) und Bäckerei nutzten und hier die folgenden Einheiten stationiert hatten: „64 Ordnance Company RAOC (Royal Army Ordnance Corps), the 85 Supply Depot RAOC, and the 54 Security Section, a sub-unit of 5 Security Company in Plathnerstrasse, Hannover, closed 26 July 1994.”(49)

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 9.jpg"
April 1956: Blick von der Oldentruper Straße in die Meisenstraße, Richtung Nord-Ost: links die Molkerei, rechts hinten die Kornspeicher des ehemaligen Heeresverpflegungsamtes. Bis auf das Verwaltungsgebäude am Eingangstor sind die übrigen heute auf dem Gelände befindlichen und von den Briten errichteten Gebäude noch nicht vorhanden.
Foto: Hans Niessen, Stadtarchiv Bielefeld, Fotosammlung Nr. 11-1433-002

Vom früheren Heeresverpflegungsamt sind heute die beiden großen Speichergebäude, die Rauhfutterscheune, das Waagehaus und das Dienstgebäude erhalten. Das auf dem Gelände vorhandene Bäckereigebäude und das Brotlager wurden von den Briten errichtet und stammen nicht aus der Entstehungszeit des Heeresverpflegungsamtes.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 10.jpg"
Das Eingangstor zum Kasernengelände der Rochdale Barracks in der Meisenstraße, um 1980.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 11.png"
Speicher II, um 1980.
Quellen: http://www.baor-locations.org/rochdalebks.aspx.html (27.7.2017)

Konversion. Die GAB Gesellschaft für Arbeit und Berufsförderung in der Meisenstraße 65
Die ab August 1945 in der Britischen Besatzungszone aus der 21st Army Group gebildete British Army of the Rhine (BAOR) wurde nach dem Ende des Kalten Krieges am 31. März 1994 aufgelöst und Teile der Truppenverbände in British Forces Germany (BFG) umbenannt. Sie hatte ihr Hauptquartier von Mai 1945 bis 1954 in Bad Oeynhausen, anschließend im JHQ Rheindahlen im Westen Mönchengladbachs, die 2013 ebenfalls geschlossen wurde.
Nachdem die British Forces Germany auch den Standort Meisenstraße verlassen hatten, fiel das Gelände an den Bund, vertreten durch das Bundesvermögensamt, das zunächst prüfen musste, ob die Stadt Bielefeld oder andere staatliche Stellen ein Nutzungs- bzw. Übertragungsinteresse hatten. Zwischenzeitlich veranlasste das Bundesvermögensamt Bielefeld auf dem Gelände der Meisenstraße Bodenuntersuchungen und ließ zugleich eine Zwischennutzung von Teilflächen auf Mietbasis zu. In dieser Zeit war GAB-Geschäftsführer Franz Schaible verstärkt auf der Suche nach dauerhaften Nutzungsmöglichkeiten einer erschwinglichen Liegenschaft für seine Sozial- und Beschäftigungsprojekte für Arbeitslose. Er mietete für sich und seine Sekretärin zunächst ein Büro im Alten Dienstgebäude. Als erstes Beschäftigungsprojekt zog eine Restaurationsarbeitsbeschaf-fungsmaßnahme (ABM) in die Alte Futterscheune ein, um hier das Ständerwerk des Rödinghausener Hauses Möllering aus dem Jahr 1590 zu restaurieren und in der Halle wiederaufzubauen. Jahre später wurde das Haus Möllering zum Haupthaus des Bauernhausmuseums Bielefeld.(50) Zwischenzeitlich suchte das Bundesvermögensamt weiterhin nach einem Käufer.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 12.jpg"
Anzeige in der Neuen Westfälischen, Bielefeld, vom 15. Juli 1995.
Reproduktion: Aktenbestand GAB

GAB-Geschäftsführer Franz Schaible hatte bereits am 11. Mai 1995 in einem dreiseitigen Schreiben an das Bundesvermögensamt in der Bielefelder Turnerstraße 48 sein Kaufinteresse an einem Teil des ehemaligen Kasernengeländes bekundet und ausführlich das Konzept seiner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung erläutert. Er beschrieb darin die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten des Geländes – u.a. Unterbringung der GAB-Verwaltung, Kooperationsprojekte für psychisch Behinderte, sozialpädagogische Betreuung von Auszubildenden, Werkstatt für Maschinen- und Werkzeugrecycling und Krankenhausinventar, Sozialberatung für Langzeitarbeitslose, Wiederaufbau eines historischen Bauernhauses, Einrichtung einer Gebrauchtartikelbörse – und bat zugleich um „Anwendung der Grundsätze zur Verbilligung beim Erwerb bundeseigener Grundstücke.“(51)

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 13.jpg"
Lageplan der Rochdale Barracks in der Meisenstraße 65, rechts das Benzinlager.
Quelle: Aktenbestand GAB.

Nach knapp zwei Jahren Verhandlungszeit war man sich einig geworden und das Bundesvermögensamt verkaufte einen Teil des Kasernengeländes am 27. März 1997 an die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung.(52)
Neben eigenen Projekten der GAB befindet sich heute eine Vielzahl von Einrichtungen, Vereinen und Firmen auf dem Gelände, die von Künstlerateliers über gewerbliche Betrie-be bis hin zu größeren Dienstleistungsunternehmen wie z.B. der eurobahn Bielefeld reichen. Die eurobahn Bielefeld, die im Personennahverkehr tätig ist, errichtete im Seitenbe-reich des Geländes ein neues Betriebswerk, für das der alte noch vorhandene Gleisanschluss weiterhin genutzt wird; die übrigen Bahngleise in das Meisenstraßengelände wurden aufgegeben und sind noch rudimentär im Boden zu sehen.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 14.jpg"
Die eurobahn auf dem Gelände des früheren Heeresverpflegungsamtes im Jahr 2014: Im Vordergrund steht ein Triebwagen vor der neu errichteten Fahrzeughalle. Im Hintergrund der sanierte Speicher I.
Foto: Christoph Beyer

In den umgebauten und sanierten Speicher II ist ein innovatives Gründerzentrum eingezogen, die Sektion Bielefeld des Deutschen Alpenvereins hatte im Speicher I bis 2020 Kletterwände eingerichtet und errichtete von 2018 bis 2020 auf dem GAB-Gelände ein neues eigenes Gebäude in einer durchaus spektakulären Architektur, bei der die geplante Kletterwand an der Außenfassade im Herbst 2020 noch fehlt.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 15.jpg" Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Alpenverein.jpg"
Das neue Kletterzentrum des Bielefelder Alpenvereins ist seit 2018 im Bau.
Planungsfoto: DAV, Innenansicht: Westfalen-Blatt, Bielefeld

In der alten Bäckerei ist bis heute die Gebraucht-Artikel-Börse, ein Sozialkaufhaus, untergebracht und in den früheren Kasernenladen, im Lageplan als „Fresh issue bay“ bezeichnet, ist das Bielefelder Bürgerfernsehen Kanal 21 eingezogen.(53) Darüber hinaus befindet sich das Veranstaltungszentrum der Stiftung Kultur- und Kommunikationszentrum Sieker (KuKS) auf dem Gelände.
Franz Schaibles Konzept für die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung auf dem Gelände der Meisenstraße 65 bestand von Anfang an darin, auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände einen „Ort der Vielfalt“ zu schaffen. Das ist gelungen und bildet heute das Leitmotiv für die gesamte Anlage. Die Sozial-, Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte für Arbeitslose sollten von Anfang an in diesem Ort eingebettet werden. Heute nutzt, vermietet und verpachtet die GAB-Service- und Verwaltungs-GmbH Bielefeld Büros, Werkstätten, Ateliers, Gebäudetrakte und Grundstücksflächen auf dem insgesamt etwa 52.000 Quadratmeter großen Grundstück.

Bild "Texte zu Kunst und Kultur:Abb. 16.jpg"

Anmerkungen:

1. Jörg Fisch: Über Hitlers Sprache. Ein weltgeschichtlicher Sonderfall, in: Neue Zürcher Zeitung vom 14. September 2012.
2. George L. Mosse: Die Nationalisierung der Massen. Von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich, Berlin 1982. Vgl. dazu auch Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1995 (hier Nachdruck Darmstadt 2019), S. 37-281).
3. Gerhard Vinnai: Hitler. Scheitern und Vernichtungswut: Zur Genese des faschistischen Täters, Gießen 2004, S. 72, S. 93 f., S. 184 f.
4. Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1927820–824, S. 197.
5. Damit ist Horst Wessel eigentlich kein wirklicher Bielefelder, wie auch Reinhard Vogelsang anmerkt: Geschichte der Stadt Bielefeld, Band III: Von der Novemberrevolution 1918 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Bielefeld 2005, S. 213.
6. Vgl. ebd., S. 163 ff., hier S. 169.
7. Das sogenannte Wehrgesetz vom 21. Mai 1935, zwischen 1936 und 1944 mehrfach verändert, wurde durch das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 8 vom 30. November 1945 aufgehoben.
8. Vgl. dazu Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945, 16. Band: Teil 1: Wehrkreise I–VI, Teil 2: Wehrkreise VII–XIII, Teil 3: Wehrkreise XVII, XVIII, XX, XXI und besetzte Gebiete Ost und Südost, Osnabrück 1996.
9. Volker Parr: Chronik der Garnison Bielefeld, unveröff. Manuskript (Bielefeld 1981), S. 259 f. (Kopie im Stadtarchiv Bielefeld). Den Hinweis auf den Parr-Text verdanke ich meinem Freund und Kollegen Bernd J. Wagner M.A., Danke dafür! Ebenso danke ich Dr. Hans-Jörg Kühne und Dipl.-Soz. Franz Schaible für zahlreiche Informationen und erläuternde Kommentare.
10. Es war zunächst in einem angemieteten Haus in der Horst-Wessel-Straße 58 (heute August-Bebel-Straße), dann in einem Neubau an der Sadowastraße (heute Teutoburger Straße) und seit Dezember 1940 wieder in der Horst-Wessel-Straße untergebracht; Parr, S. 291.
11. Die Heeresbauämter I und II befanden sich in der Detmolder Straße.
12. Hier und für das Folgende Parr, S. 276. Die Kasernen wurden zumeist nach „verdienstvollen Soldaten“ des Ersten Weltkriegs benannt.
13. Parr, S. 277 f.
14. Parr, S. 278.
15. Parr, S. 301.
16. Parr, S. 281 und S. 293.
17. Parr, S. 288.
18. Parr, S. 294.
19. Parr, S. 282.
20. Parr, S. 314.
21. Parr (Anmerkungen, Nr. 47), S. 37.
22. Ebd., Anmerkung 49.
23. Vgl. hierzu und für das Folgende Parr, S. 311 ff.
24. Bei Parr ist von „insgesamt 5,04,16 ha“ die Rede, offenbar ein Tippfehler. Er verweist in Anmerkung 52 auf ein „Kartenblatt 14, Parzellen 1467/51 und 1471/51.“
25. Die Quellenlage zu den Versorgungsstationen des Heeres vor und während des Zweiten Weltkrieges ist mangelhaft und nur schwer zu rekonstruieren. Ein Forschungsprojekt im Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster widmet sich aktuell diesem Defizit. Vgl. dazu die Übersichtskarte der Heeresver-pflegungsämter im Deutschen Reich von 1936 bis 1944 in: http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/ISTG-Projekte/Speicherstadt/Heeresverpflegungsamt/Karte/Verbreitungskarte.html (21.7.2017).
26. Eigentlich Raufutterscheine. Unter Raufutter sind Heu, Stroh, Gras, Gras- und Maissilage und andere Ganzpflanzenprodukte mit hohem Strukturgehalt zu verstehen, die wegen der vielen Pferde in den Artillerieeinheiten der Wehrmacht in großen Mengen benötigt wurden.
27. Tätig waren die Bielefelder Unternehmen G. Meyer, A. Pinke, AEG, Gebr. Heidbreder, W. Sudbrack, K. Henke, Hillenkötter & Ronsiek sowie die Firma Beton- und Monierbau aus Essen, die Maschinenfabrik Hartmann AG aus Offenbach und die Fa. Timmerberg & Brünger aus Bad Oeynhausen. Vgl. Parr (Anmerkungen, Nr. 53), S. 27.
28. Während der Gründungs- und Isolierarbeiten musste sogar eine Grundwasserabsen-kung vorgenommen werden. Parr, S. 313.
29. Kurz zuvor war der Wasser- und Abwasseranschluss an das Stadtnetz fertiggestellt worden –nur ein Anschluss für einen ansonsten autarken Leitungskreislauf, was sich bis heute als ungünstig erwiesen hat: Wasserrohrbrüche, die es immer wieder gegeben hat – zuletzt am 29. Juli 2017 –, legen die Wasserversorgung des gesamten Geländes lahm.
30. Die Deutz-Lokomotive mit der Fahrzeugnummer HVA Bielefeld (Fabriknummer 26164, Baujahr 1939, Typ OMZ 122 R) wurde am 26. September 1939 an das Heeresverpflegungsamt Neuhaus bei Paderborn ausgeliefert und wurde ab 1941 in der Meisenstraße eingesetzt. Nach dem 8. Mai 1945 kam die Lokomotive in den Besitz des Royal Corps of Transportation (D) der British Army of the Rhine (BAOR), die sie eine Zeit lang – wohl bis 1965 – in der Gütersloher Kaserne eingesetzt hat. Der weitere Verbleib ist unbekannt.
Die Deutz-Lokomotive mit der Fahrzeugnummer OKH 36683 (Fabriknummer 36683, Baujahr 1942, Typ A6M 517 R) wurde am 30. August 1941 an das Oberkommando des Heeres (OKH) in Berlin für den Einsatz im Heeresverpflegungsamt Bielefeld ausgeliefert, wo sie am 16. September 1941 feierlich in Betrieb genommen wurde. Bis 1945 wurde sie auch im Heeresverpflegungshauptamt Neuhaus eingesetzt. 1947 ging sie mit der Be-zeichnung „Köf 6038“ an die Deutsche Reichsbahn (DRB) und am 7. September 1949 an die Deutsche Bundesbahn. Am 1. Januar 1968 wurde sie in „322 031-6“ umgezeichnet, am 23. März 1979 im Bahnbetriebswerk Hamm ausgemustert und anschließend im DB-Ausbesserungswerk Bremen-Sebaldsbrück verschrottet. Vgl. dazu auch http://www.schmalspur-ostwestfalen.de/index.php?nav=1411785&lang=1 (15.7.2017), aber auch Jens Merte: Lokomotivfabriken in Deutschland (CD-Rom), Hamburg 2008.
31. Foto: http://www.schmalspur-ostwestfalen.de/index.php?nav=1401007&lang=1&file=deutz_36683_51&action=image (15.7.2017).
32. Parr, S. 312.
33. Vgl. zum Kriegsende in Bielefeld ausführlich Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld, Band III, S. 324 ff., aber auch Hans-Jörg Kühne: Bielefeld 1945. Zwischen Krieg und Frieden, Gudensberg-Gleichen 2004.
34. Hans-Jörg Kühne: Die Briten übernehmen die Stadt, in: Neue Westfälische vom 4.4.2015.
35. Vgl. NW vom 4. April 2015, in: http://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/mitte/20422483_Die-Briten-uebernehmen-die-Stadt.html (20.7.2017).
36. Der Nationalsozialismus und das damit verbundene Elend sind nicht Gegenstand dieses Aufsatzes. Angesichts der Aufrüstung ist jedoch immer auch an seine Folgen zu erinnern. Vgl. beispielsweise für Bielefeld Bernd Wagner: 30. September 1944: Ein Luftangriff zerstört das alte Bielefeld, in: https://www.bielefeld.de/de/biju/stadtar/rc/rar/01092014.html (10.7.2017). Hitlers Kampf gegen fast die ganze Welt kostete fast 50 Millionen Menschen das Leben, darunter mehr als fünf Millionen deutsche Soldaten: „Durchschnittlich starben in jeder Stunde von Hitlers Krieg 1000 Menschen, davon waren 100 deutsche Soldaten, insgesamt etwa fünf Millionen.“ Sven Felix Kellerhoff: Zweiter Weltkrieg. Pro Stunde starben 100 deutsche Soldaten, in: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article140814551/Pro-Stunde-starben-100-deutsche-Soldaten.html (27.7.2017).
37. Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands und der Übernahme der obersten Regierungsgewalt hinsichtlich Deutschlands durch die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und durch die Provisorische Regierung der Französischen Republik, in: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland, Berlin 1945, Ergänzungsblatt Nr. 1, S. 7–9, in: http://www.documentarchiv.de/in/1945/niederlage-deutschlands_erkl.html (120.7.2017).
38. Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld, Band III, S. 331 ff.
39.  Ebd., S. 337. Im Gebäude Schulstraße 10 war bis 1933 der „Deutsch-nationale Handlungsgehilfenverein“ und danach die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) untergebracht, keine DGB-Gewerkschaft!
40. Benannt nach Catterick Garrison in der Grafschaft Yorkshire, der größten britischen Garnison weltweit.
41. Benannt nach der Stadt Harrogate in der Grafschaft Yorkshire.
42. Benannt nach dem Markt Richmond in der Grafschaft Yorkshire.
43. Benannt nach der Stadt Ripon in der Grafschaft Yorkshire.
44. Benannt nach dem Ort Mossbank auf den Shetland Inseln in Schottland.
45. Benannt nach der Stadt Rochdale in der Grafschaft Lancashire, seit 1953 Partnerstadt von Bielefeld.
46. Benannt nach dem Dorf Reeth in den Yorkshire Dales in der Grafschaft Yorkshire.
47. Benannt nach dem Kurort Redcar in der Grafschaft Yorkshire.
48. In der Freifläche davor befand sich das Tanklager der britischen Streitkräfte, die heute als Gewerbeneubaufläche ausgewiesen ist.
49. Vgl. http://www.baor-locations.org/RedcarBks.aspx.html (27.7.2017)
50. Vgl. dazu Johannes Altenberend, Lutz Volmer (Hg.): Das Bielefelder Bauernhausmuseum 1917−2017. Ein Ort für die ländliche Geschichte, Bielefeld 2017.
51. Aktenbestand GAB.
52. Vgl. Notariatsurkunde Nr. 73 der Urkundenrolle für 1997 von Dr. Wolfgang Jeep vom 27.3.1997, Aktenbestand GAB.
53. Vgl. dazu auch http://gab-service.de/aufgaben (19.2.2019).